Die Spieler treten an, um im Afrika zu Zeiten des Kolonialismus Gewinne zu erwirtschaften. Sie investieren in vier Handelskompanien und nehmen Einfluss, sodass sich diese Gesellschaften auf dem Kontinent ausbreiten. Das lässt den Wert der eigenen Anteile an den Kompanien wachsen. Dazu handeln die Spieler in diesem anspruchsvollen Strategiespiel mit Waren wie Bananen, Kaffee oder Baumwolle, arbeiten mit Diamantenhändlern zusammen und sorgen sogar dafür, dass die Buchhaltung stimmt. Wichtig ist dabei, zur rechten Zeit die richtigen Aktionskarten (wieder) parat zu haben. Das erfordert eine gute Planung. Die Verzahnung verschiedener Mechanismen erweist sich bei „Mombasa“ als elegant, die Vielzahl taktischer Möglichkeiten sorgt für Spannung bis zur finalen Abrechnung.
„Mombasa“ war schon 2016 ein überaus umstrittenes Spiel, bei dem es darum geht, den Kontinent „am Effizientesten“ auszubeuten. So beschrieb es der damalige Jury-Vorsitzende Tom Felber in der Neuen Zürcher Zeitung. Man spiele „ein wenig Kolonialismus“, so Felber, „dabei ging es um Ausbeutung und Sklaverei, was die Regel-Einleitung nicht verschweigt.“ Er bemängelte, dass „Mombasa“ die Kolonisierung Afrikas „als mechanische Buchhalter-Erbsenzählerei mit Bananen“ darstelle. „Wenn es wenigstens satirisch gemeint wäre. Der Anspruch des Spiels und die kindlich-naive Sichtweise auf das Thema passen jedenfalls nicht zusammen“. Tom Felber fragte: „Wieso wird es aber in der Spieleszene trotzdem als völlig normal angesehen?“
Heute, gut fünf Jahre später, ist das sicherlich nicht mehr so. Die Teile der Spieleszene, die als Journalist:innen und Blogger:innen über das Brettspiel berichten, unterstützen mit überwältigender Mehrheit die Initiative „Spielend für Toleranz – gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“. In bedeutenden Teilen der Gesellschaft hat die Sensibilität für die Verbrechen des Kolonialismus deutlich zugenommen. Ein Spiel wie „Mombasa“, dessen Illustration alte Kolonialklischees reproduziert und dessen Ablauf Strukturen des Kolonialismus unkritisch hinnimmt, würde heute auf entschiedenen Widerspruch stoßen.