Es ist praktisch, wenn ein Spiel den Glücksbringer schon eingebaut hat. Im kooperativen Spiel „So Kleever!“ (François Romain bei Repos Production) geht es darum, die Blätter eines vierblättrigen Plastikleeblatts mit möglichst – Achtung, Wortspiel – kleeveren Wortkombinationen zu füllen. Wie genau das geht, und ob das Spiel seinem Namen gerecht wird, wissen unsere Jurymitglieder in ihren jeweiligen Medien.
„Wie bei ‚Just One‘ agieren die Spieler auch bei ‚So Kleever!‘ kooperativ, versuchen also gemeinsam einen möglichst hohen Punktwert zu erzielen“, erklärt Tim Koch das Spiel. „Und wie bei ‚Just One‘ schreiben wir dazu Begriffe auf Tafeln, um den Mitspielern Hinweise zu geben. Damit enden die Parallelen aber auch schon. Denn bei ‚So Kleever!‘ sind die Tafeln vierblättrige Kleeblätter, in deren Zentrum vier Wortkarten mit jeweils vier Begriffen gelegt werden. Dadurch sind jedem Blatt zwei Begriffe zugewandt, die nun möglichst clever mit einem Hinweis umschrieben werden sollen.“
„Ich gestehe“, schreibt Koch, „die erste Partie von ‚So Kleever!‘ hat mich nicht wirklich überzeugt, zu bekannt kam mir anfänglich vieles vor. Stattdessen kam es immer wieder mal zu längeren Wartezeiten; unkreative Spieler oder seltsame Wortkombinationen können den Spielfluss ausbremsen. Zudem hat auch das Material so seine Schwächen. Einerseits fallen die Wortkarten gerne mal herunter, andererseits schmieren die Stifte, weshalb die Kleeblätter bereits nach wenigen Partien schwarze Schlieren haben.“ Dennoch, schreibt Koch, entwickele sich das Spiel „immer mehr zu einem Highlight.“ Mit ein wenig Übung ließe sich auch die Zeit reduzieren, die die Runde für ihre Worte braucht. „Besonders kleever“, schreibt Koch, „läuft zudem die Raterunde. Denn da jede Wortkarte in zwei Richtungen passen muss, ergeben sich ganz neue Gedankengänge. Zumeist einigen sich die Spieler auf einzelne Karten sehr schnell, bei anderen tut sich das Rateteam schwer. So werden Kombinationen verworfen, versucht, über möglichst viele Ecken zu denken, spekuliert und gelacht. Die anschließenden Erfolgserlebnisse, aber auch die Diskussionen über die Lösung, gehören zu den schönsten Momenten des Spiels.“¹
Wohlfühlspiel
„So Kleever“ ist für Julia Zerlik „so ein richtiges Wohlfühlspiel. Man spielt gemeinsam, am Anfang gibt es eine Phase, wo man so ein bisschen Knobelei hat, aber das machen alle gemeinsam“, sagt sie. „Und danach gibt es dieses gemeinsame Überlegen und Knobeln, man kann den Schwierigkeitsgrad selbst anpassen.“ Es ginge in dem Spiel nicht um Punkte, sondern „einfach darum: Was wollte der andere uns mit dieser Wortkombination sagen?“ Trotz der zufälligen Worte, die man zieht, „kriegt man es doch irgendwie hin“, findet sie, die Aufgabe sei meist nicht so schwierig wie anfangs gedacht. „Es funktioniert wahnsinnig gut“, urteilt Zerlik, und: „Es ist nie bei nur einer Partie geblieben.“ Auch in großen Runden funktioniere „So Kleever!“ gut. „Ich kann das Spiel nur empfehlen; es hat mir richtig, richtig gut gefallen.“²
Auch Udo Bartsch findet in seiner Rezension Ähnlichkeiten zu „Just One“ – und zu „Codenames“. „Aber hat ‚So Kleever!‘ eine Berechtigung, nachdem es inzwischen doch so viele und auch recht ähnliche Wortspiele gibt?“, schreibt er. „Wenig kleevere Frage! Das Spiel macht großen Spaß, also hat es natürlich eine Berechtigung! ‚So Kleever!‘ ähnelt ‚Just One‘ ohnehin nur formal“, meint er. „Größer sind die Ähnlichkeiten mit ‚Codenames‘. Beiden Spielen gemeinsam ist die Aufgabe, mehrere Begriffe nachvollziehbar unter einen Hut zu bringen.“ Bei „So Kleever!“ läge die Latte allerdings niedriger: „Es geht immer nur um zwei Begriffe, und die sind sogar vorgegeben. Allerdings sind sich die „So Kleever!“-Partien ähnlicher und sie sind auch weniger spannend oder gar dramatisch, weil ihnen der Wettlauf-Charakter fehlt.“ Einen besonderen „Pluspunkt“ von „So Kleever!“ sieht Bartsch darin, dass es „wunderbar zu zweit“ funktioniere: „Das Enträtseln macht rein eigenverantwortlich kaum weniger Freude, und man muss auch nicht zweifelhafte Diskussionsbeiträge verwirrter Teammitglieder berücksichtigen. Ein eingespieltes Paar kann sich auf ein Level spielen, das größere Gruppen schwerlich erreichen. Seltsam deshalb, dass ,So Kleever!‘ hochoffiziell erst ab drei Personen funktionieren soll. Manche Qualitäten werden einfach übersehen. Auch von Verlagen.“³
Auch Stephan Kessler ist von dem Spiel überzeugt. „,So Kleever!‘,“ schreibt er, „verbindet kreative Wortassoziationen mit einer kleinen Puzzleaufgabe und besticht durch einen hohen Aufforderungscharakter. Man sieht zwei Begriffe – Strand und Party – und sofort schäumen die Gedanken über.“ Während der Raterunde könnten „lebhafte Diskussionen entstehen. Und alle sind mehrfach aktiv dabei – beim Raten und beim Wortfinden.“ Kessler findet auch, dass das Spiel sehr gut – und anders, als auf der Schachtel angegeben – zu zweit gespielt werden kann. „Es fällt dann eben die gemeinschaftliche Diskussion weg“, schreibt er. „Es wirkt, als hätten ‚Codenames‘ und „Just One‘ ein Kind bekommen, wobei ich die Konzepte der Eltern für sich genommen noch einen Ticken kleeverer finde. Aber ‚So Kleever!‘ ist für mich der Titel, wenn weniger Personen am Tisch versammelt sind und ein assoziatives Wörterspiel gespielt werden soll. Dadurch findet es seinen Platz in der Wortspielnische.“⁴
Fliegende Kärtchen
Kessler bespricht das Spiel auch – zusammen mit Martina Fuchs und Manuel Fritsch – in Fritsch’s Podcast. Dort betont er nochmal, dass „So Kleever!“ in seinen Spielerunden sehr gut angekommen sei. Nur, dass die Punkte eben kaum eine Rolle spielten, findet Kessler einen Kritikpunkt. „Ich möchte gerne wissen, warum ich das mache. Es gibt vom Spiel her keine Vorgabe, warum ich überhaupt Punkte bekommen soll. Ich wurde jedes Mal nach dem Spiel gefragt: ‚Wie gut war das denn jetzt?‘ Da finde ich es schade, dass einem da kein Ziel gegeben wird.“ Das sei eine „verpasste Chance“. Ebenfalls eine verpasste Chance, betont Kessler noch einmal, sei, dass auf der Schachtel nicht angegeben sei, dass man „So Kleever“ auch sehr gut zu zweit spielen könne. „Normalerweise ist das immer andersrum“, sagt er, „aber hier stapeln sie zu tief.“
Auch bei Manuel Fritsch kommt das Spiel gut an. Er findet, dass die Punkte, wie in vielen Spielen dieser Art, egal seien. „Wir spielen einfach noch eine Runde und noch eine Runde, solange wir halt Lust haben.“ Es sei ein großer Vorteil des Spieles, dass „alle gleichzeitig aktiv sind.“ Niemand müsse auf seinen oder ihren Zug warten. Auch die Rolle des zuschauenden Wortgebers mache „total Spaß. Das ist die große Stärke von ‚So Kleever!‘“, sagt Fritsch. „Es ist kein leichtes Spiel, aber wenn man irgendwie sprachaffin ist, dann ist es sehr, sehr begeisternd.“ Nur das Material sei nicht ganz ideal: „Wenn man das Kleeblatt senkrecht hält, fliegen diese Kärtchen runter“, sagt er. „Ein Millimeter mehr hätte wahrscheinlich schon gereicht, um das etwas stabiler zu machen.“
Ebenso hatte Martina Fuchs bei „So Kleever!“ Spaß. Je nach Gruppe, kritisiert sie allerdings, könne die „Schnelligkeit, die jeweilige Wortassoziation zu finden, stark unterschiedlich“ sein. Das wiederum könne zu Langeweile oder Druck bei den Spieler:innen führen. „Wenn Leute dann wirklich auch einen hohen Anspruch haben“, sagt sie, „hatte ich das schon, dass die da echt lange gesessen haben.“ Außerdem, gibt sie zu bedenken, könne „So Kleever!“ schwierig für jüngere Spieler:innen sein – laut Schachtel sei es zwar ab 10 Jahren geeignet, aber in diesem Alter sei das Spiel in ihren Runden nicht so gut angekommen, weil es schwierig sein könne, passende Wortassoziationen zu finden. Das allerdings sei Kritik auf sehr hohem Niveau.⁵
Weiter führen die Reisen des kleeveren Stephan Kessler in einen Podcast mit Nico Wagner. „Es hat tatsächlich eine Lücke gefüllt“, sagt Kessler dort. „Das ist schon so etwas, da gucken dir Leute über die Schulter und wissen nach fünf Minuten, worum es geht. Sowohl die Vielspielenden hatten damit Spaß als auch die Wenigspielenden.“
Auch bei Nico Wagner ist das Spiel „ganz gut eingeschlagen.“ Allerdings gibt es für ihn „mehrere kleinere Sachen, die stören können, es aber nicht müssen. Unter anderem hätte ich mir Sichtschirme gewünscht, weil dann hätte ich nicht dieses Kleeblatt immer so senkrecht vor mich halten müssen damit es die anderen nicht sehen, und dann wären mir auch nicht ständig diese kleinen Wortkärtchen runtergeplumpst.“ Auch Wagner empfiehlt „So Kleever!“ eher nicht für jüngere Kinder, „weil diese Paare, die da gebildet werden müssen, viel zu krass sind“, sagt er. „Das ist schon manchmal recht schwierig. Ich würde schon eher sagen: ab 12 aufwärts.“ Wagner kritisiert, dass es keine Punktewertung gibt. „Das stört mich sonst nicht so, hier stört es mich.“ Ansonsten ist das Spiel auch für ihn gut zu zweit spielbar. Allerdings: „Du hast dann einfach keine Diskussion, und davon lebt das Spiel. Mechanisch funktioniert das aber super zu zweit“. Abschließend urteilt er: „Obwohl ich hier jetzt so rumgemeckert habe, ist es ein megaspaßiges Wortspiel.“⁶
Auch in unserem Podcast ➜ war „So Kleever!“ in der Diskussion und Harald Schrapers sagte, dass er das Spiel durchaus auch gut fände. Er bemerkte aber, dass es im Vergleich zu „Codenames“ so weit abgespeckt worden sei, dass darunter die Kreativität leide.