CARCASSONNE? Warum muss ein Spiel einen derart fremdartigenen Namen tragen, fragten sich nicht wenige, als der Münchner Hans im Glück Verlag im Herbst 2000 seine Neuheit präsentierte. Das Rätsel war bald gelöst: Die grandiosen mittelalterlichen Befestigungsanlagen der südfranzösischen Stadt Carcassonne hatten den Kölner Musik- und Religionslehrer Klaus-Jürgen Wrede auf einer Urlaubsreise derart fasziniert, dass er das Erlebnis in ein Spiel umsetzen wollte. Es liegt auf der Hand, dass dieses nun den Namen des „Geburtsortes“ trägt. Dass die Stadt Carcassonne heute noch für den Kampf der Katharer gegen den in Frankreich mächtigen Katholizismus steht, ist im Spiel von untergeordneter Bedeutung.
CARCASSONNE ist ein lupenreines taktisches Legespiel, bei dem eine Landschaft mit Städten, Klöstern, Wiesen und Strassen gebaut wird. Jedes Mal – und das ist einer der Reize dieses Spiels – präsentiert sich das Ergebnis anders: Einmal stehen die Städte dicht nebeneinander, einmal liegen sie eher am Rande des Feldes, einmal gibt es wenige große Städte, ein andermal wiederum ziehen es die Spieler vor, eine Reihe von Kleinstädten zu errichten. Ähnlich das Straßennetz, einmal mit vielen Kreuzungen, dann wieder mit eher langen Straßenzügen. Das heißt indirekt auch, dass CARCASSONNE je nach den taktischen Überlegungen der Mitspielerinnen und Mitspieler einen anderen Verlauf nimmt. Das verleiht dem Spiel einen ausgesprochen hohen Wiederholungsreiz. Dabei ist es gerade eine besondere Stärke von CARCASSONNE, dass die Zahl der beteiligten Personen keine Rolle spielt.
Wer an der Reihe ist, muss verdeckt eine der 72 Landschaftskarten ziehen und sie den Regeln entsprechend anlegen (Stadt an Stadt, Wiese an Wiese, Strasse an Strasse). Anschließend kann man einen seiner sechs Gefolgsleute auf die eben gelegte Landschaftskarte platzieren, sei es als Ritter in die Stadt, als Wegelagerer auf die Strasse, als Mönch ins Kloster oder als Bauer auf die Wiese. Sobald eine Stadt, Strasse oder ein Kloster fertig gebaut ist, wird gewertet.
In CARCASSONNE geht es darum, möglichst viele Punkte zu erreichen. Auf dieses Spielziel richtet man denn auch seine Taktik aus, was wiederum zur Folge hat, dass man einander ganz tüchtig ins Gehege kommt. Besonders sorgfältig planen muss man den Einsatz der Bauern. Sie werden erst am Schluss abgerechnet, bringen aber die spielentscheidenden Punkte ein, sofern man sie richtig gesetzt hat.