Es gibt Gegenden, da stehen die Ritterburgen so dicht an dicht, dass man vom Söller der einen leicht auf die Zugbrücke der anderen hinunter spucken kann. Ja, so eng stehen die Mauern aneinander, dass sie sich bisweilen an den Ecken berühren und damit harmlosen Fußgängern den Durchgang versperren. Doch soweit, gelegentlich auch mal eine gemeinsame Mauer zu errichten, gehen die stolzen Rittersleute nun wieder nicht. Sie erweitern zwar ihre Festungen nach Kräften, wahren dabei aber immer eine angemessene Mindestdistanz.
Mit acht mal acht Feldern ist das Ländchen – der Fama nach handelt es sich um Kastilien – nicht gerade groß. Acht Burgen sind auf dem Areal verteilt. Im engläufigen Gemäuer hausen oft genug hochmögende Herren aus unterschiedlichen Geschlechtern friedlich unter einem Dach. Sie bekriegen sich nicht, sondern haben eigentlich nur eines im Sinn: möglichst hoch hinaus. Sie wollen auf höheren Türmen hocken, als die anderen, und stolz auf diese herabsehen.
Zunächst bekommt jeder der zwei bis vier Spieler vier Stapel mit je zwei Stockwerken als Vorrat. Außerdem warten sechs Ritter einsatzbereit darauf, als Vertreter ihres Lehnsherren in einen der Turmbauten geschickt zu werden.
Wer am Zug ist kann fünf Punkte verbrauchen. Damit stockt man Etagen in den Burgen auf, bringt Ritter ins Spiel, lässt eine Figur von Burg zu Burg wandern oder auch um eine Ebene höher klettern. Und darauf kommt es an. Insgesamt gibt es im Spiel drei Wertungen, die jeweils den Markierstein auf dem Laufband am Spielfeldrand vorwärts bringen. Die Punkte, die jeder Ritter einheimst, errechnen sich aus der Grundfläche der Burg mal der Zahl der erklommenen Stockwerke. Für den Spielverlauf ist der König an sich bedeutungslos. Im Gegenteil, er steht oft nur blöd im Weg. Doch bei den Wertungen gibt es fette Extrapunkte für die Ritter, die sich in der Burg des Monarchen platzieren konnten.
Schnell bekommt man heraus, wie das Gerangel läuft. Und steckt auch in stetem Entscheidungszwiespalt: Soll man auf den wohlfeilen Aufstieg verzichten, um damit einem anderen im Weg zu stehen und ihn dadurch am Klettern zu hindern? Soll man ein kleines, weitgehend wertloses Kastell ausbauen, um einem Mitspieler den dringend benötigten Platz für die Erweiterung einer anderen Burg zu verbauen? Soll man frech darauf pfeifen, alle verfügbaren Zugpunkte im aktuellen Spielgeschehen zu verbraten und dafür lieber ein paar Ereigniskarten auf Vorrat kaufen? Die Spielregel ist zwar etwas länglich geraten, doch man versteht sie beinahe intuitiv. Sie bietet für ausgebuffte TORRES-Liebhaber auch eine anspruchsvollere Spielart an, die den Zufall etwas zurückdrängt und dafür der eigenen Entscheidung noch mehr Gewicht verleiht. Ausstattung und Aufmachung sind erstklassig. Bei diesem ganz vorzüglichen Spiel ist alles so einfach, so übersichtlich, so glatt und so naheliegend. Und steckt zugleich voller trickreicher Zwänge und listenreicher Fallen. Dieses Spiel spielt man oft und immer wieder mit größtem Vergnügen.