Hase und Igel unterbrechen ihren Wettlauf, die Hoftiere stehen Spalier, und der Ziegenbock schwenkt die schwarzweiß-karierte Zielflagge: beim Schweine-Grand Prix auf Bauer Meisters Weide geht’s zu wie in Monte Carlo. Mit dem Unterschied, dass nicht Rennwagen, sondern fünf schnuckelige Schweinchen an den Start gehen und dem Sieger auch kein Pokal, sondern kräftiges Futter winkt. Bis zu vier Schweinetreiber können beim Kinderspiel des Jahres 1992 mitmachen und zum SCHWEINSGALOPP von Heinz Meister antreten. Hier gehören alle fünf Schweinchen allen. Wer welches bewegt, hängt allein davon ab, welche Karte jeweils ausgespielt wird. Für jeden Rüssel-Renner gibt es sieben Karten. Die Karten werden gut gemischt, jeder bekommt sieben, die er schön verdeckt hält. Der Rest liegt umgedreht neben dem Spielplan; bei der nächsten Runde wird wieder neu gemischt. Nun werden die fünf Renn-Tiere hintereinander an den Start gesetzt, und los geht’s.
Der Standardzug ist ganz einfach: Mit jeder ausgespielten Karte darf man das Schwein der entsprechenden Farbe auf das nächste freie Feld vorsetzen. Dabei kommt es vor allem darauf an, dass das bewegte Schwein am Ende des Zugs den Rüssel vorne hat, also nun das Feld anführt. Nur dann nämlich darf sich der Spieler, der eben am Zug war, einen Futterchip aus dem Vorrat nehmen und ihn zunächst in den Behälter in der eigenen Spielplanecke legen. Das ist ganz einfach, wie es klingt, solange alle Borstentiere Rüssel an Ringelschwanz zusammenstehen. Zieht aber einer das erste Schwein weiter vor oder nimmt eines aus der Mitte, entsteht also eine Lücke, dürfen die Viecher hinter der Lücke nur bis dorthin ziehen – da ist dann nämlich das nächste freie Feld. Und dafür gibt es keinen Futterchip. Wer nun unterwegs fleißig gesammelt hat, hat aber noch lange nicht gewonnen. Denn erst der letzte Zug mit der letzten Karte entscheidet darüber, ob der Schweinehirt sein Futter behalten darf oder ob alles auf den Mist kommt. Nur wenn man auch mit der letzten Karte ein Schwein an die Spitze bringt, kommen Kohlkopf oder Mohrrüben in den eigenen Vorrat und werden nach der dritten Runde bei der Entscheidung über Sieg oder Niederlage mitgewertet.
Schwein oder Nicht-Schwein ist beim SCHWEINSGALOPP also nur in dem Sinne die Frage, dass auch ein bisschen Glück mit den Karten nötig ist, nicht allein Geschick im Umgang mit ihnen. Insofern erfüllt Heinz Meisters von Iskender Gider witzig gestaltetes Spiel beispielhaft die Kriterien, die an ein ausgezeichnetes Kinder- und Familienspiel zu stellen sind. Die Regel ist einfach, so dass sie auch schon Schulanfänger verstehen – sie ist zudem im Regelheft beispielhaft erklärt. Außerdem spielt das Alter als Voraussetzung zum Siegen keine Rolle, man ist aber auch nicht allein vom (Würfel-)Glück abhängig. Die Jüngeren können auf einfache Weise taktisches und vorausschauendes Spiel lernen, die Älteren haben trotz taktischer Erfahrung keine Chance, wenn die Karten nicht passen. Und außerdem macht SCHWEINSGALOPP ganz einfach Spaß – im Kinderkreis (wo man die Papp-Futterchips auch durch Gummibären, Schokolinsen oder Weingummi-Schweinchen ersetzen könnte), im altersmäßig gemischten Familienkreis und selbst in einer Erwachsenen-Runde.