„Kooperativ“ ist ein Schlagwort, das schon seit einiger Zeit in der Brettspielwelt seinen festen Platz gefunden hat. Meistens handelt es sich bei den entsprechenden Vertretern um Spiele, bei denen gemeinsame Abenteuer bestanden oder Rätsel gelöst werden müssen. Selten geht es dabei um Geschicklichkeit. Und noch seltener um Geschwindigkeit UND Geschicklichkeit. Genau auf diesen beiden Elementen basiert die Spielidee von „Slide Quest“. Das Ziel des Spiels, einen Ritter an sein Ziel zu bringen. Und wie das Wort „Quest“ schon besagt, wird dieser Ritter auf eine abenteuerliche Suche geschickt, auf der er mehr als nur eine Aufgabe zu erfüllen hat.
Spielerisch ist das so umgesetzt, dass ein Spielplan auf vier im Schachtelboden liegenden Hebeln liegt. Auf die Spielfläche stellt man alle eingezeichneten 3D-Elemente, die Fallen (Wachen, Schurke, Dynamit) oder Hindernisse (Felsen und Torbögen) sein können, und natürlich wird der Ritter auf sein Startfeld gestellt. Auf Kommando spielen alle los, indem sie den Ritter über den Plan bugsieren. Dazu müssen sie immer den Hebel auf jener Seite des Spielplans anheben, die gegenüber der gewünschten Richtung liegt. Da der Ritter auf kleinen Rollen steht, funktioniert das recht gut – manchmal schon fast zu gut, denn er nimmt ganz schön Fahrt auf, wenn man die Hebel zu schnell anhebt. Fingerspitzengefühl ist also gefragt. Und die Aufmerksamkeit aller Beteiligten, denn wenn einer den Ritter doch plötzlich zu schnell losschickt, kann der gegenübersitzende Spieler gegensteuern, indem es seine Spielplanseite auch schnell anhebt. In jedem Fall ist es sinnvoll, der Empfehlung der Spielregel zu folgen, die empfiehlt, vor der ersten Partie ein wenig mit den Hebeln und dem rollenden Ritter zu üben.
Kniffliges Dynamit
Damit der Ritter sein Königreich, das von Bösewichten erobert wurde und im Chaos zu versinken droht, retten kann, muss er insgesamt 20 Questen auf ebenso vielen unterschiedlichen Spielplänen erfüllen. Dass diese von Mal zu Mal schwieriger werden, versteht sich von selbst. Während die Aufgabe des ersten Plans nur darin besteht, den Ritter entlang eines Weges vom Start zum Ziel zu bringen, kommen nach und nach immer mehr Gefahren und Hindernisse dazu, in denen erst Wachen und Schurken in Löchern versenkt werden müssen, ehe sich der Ritter dem Ziel nähern darf. In manchen von ihnen ist sogar die Reihenfolge vorgegeben, in der dies erledigt werden muss. Ganz knifflig sind die schmalen Dynamitstangen, die aufrecht stehend an bestimmte Orte geschoben werden müssen.
Für jüngere Kinder sind diese Aufgaben anspruchsvoll genug – es ist nicht notwendig, auch noch unter Zeitdruck zu arbeiten. Wer es jedoch schwieriger möchte, kann einerseits die Sanduhr stellen. Dazu ist in der Regel genau aufgelistet, wie viel Zeit man für die einzelnen Level maximal benötigen darf. Der Verlag bietet sogar eine passende (kostenlose) App dafür an – zwar nicht auf Deutsch, aber man versteht sie trotzdem. Andererseits lässt sich der Schwierigkeitsgrad noch durch die Anzahl der Leben regeln, die dem Ritter zur Verfügung stehen. Leben verliert der Ritter, wenn er selbst oder eine Dynamitstange umfällt oder in ein Loch stürzt – oder wenn er Wachen oder Schurken ins falsche Loch schubst.
Es kommt auf Geschicklichkeit an
„Slide Quest“ ist ein gut durchdachtes kooperatives Geschicklichkeitsspiel, das Jung und Alt gleichermaßen in seinen Bann ziehen kann und dem hinsichtlich Spielregel und Material nichts vorzuwerfen ist. Was aber nicht heißen soll, dass es jedermann zu begeistern weiß. Es kommt hier sehr auf Geschicklichkeit an – und damit kann der eine Spieler ja mehr gesegnet als der andere. Gehören die „guten“ Spieler eher der ungeduldigen Sorte an, kann schon mal das eine oder andere scharfe Wort fallen beziehungsweise ein Vorwurf kommen, wenn Leben oder gar eine Partie verloren werden. So manch einer verliert dann die Lust. Findet sich aber eine harmonische Gruppe, kann sie großen Spaß an der Erfüllung der Questen haben. So habe ich auch durchaus schon die eine oder andere Gruppe erlebt, die alle Questen auf einmal durchgespielt hat. Was aber nicht zwingend notwendig ist, denn es spricht nichts dagegen, die Abenteuer des namenlosen Ritters etappenweise zu bestehen.
Sandra Lemberger
Mehr Informationen zu Slide Quest gibt es hier.