„Raus aus meinem Kopf. Ich weiß genau, dass ihr da oben seid und nur darauf wartet, meine Gedanken zu kontrollieren. Ihr möchtet, dass ich einen starken Move mache, nur um meine beschworene Kreatur dann gegen mich zu richten. Aber das werde ich nicht tun. Ich werde noch immer etwas Stärkeres in der Hinterhand haben. Und was ihr noch nicht wisst: ich habe Freunde von Euch, die können auch Gedanken kontrollieren und die arbeiten auf meiner Seite.“
(aus: „Moderne Probleme eines Beschwörungszauberers“, Ausgabe 03/2023, S. 17)
Im Duell stehen sich Zauberkundige gegenüber und haben ihren Zauberstab gezückt. Sie beschwören mächtige Kreaturen mit allerlei Fähigkeiten, um die Lebenspunkte des Gegenübers auf null zu bringen. Die Monster greifen an und können sich verteidigen. So weit, so bekannt. Der Clou bei „Mindbug“ (Christian Kudahl, Marvin Hegen, Richard Garfield und Skaff Elias bei Nerdlab) ist die Gedankenkontrolle.
Zweimal kann ich einen außerirdischen Mind Bug einsetzen, der die gerade ausgespielte Karte auf meiner Seite ins Spiel bringt. Dieser kleine Kniff belebt die Partien ungemein. Plötzlich ergeben sich ganz ungewohnte Spielsituationen, die man aus bekannten Vertretern des Genres nicht kennt. Manchmal täusche ich an und spiele eine vermeintlich starke Kreatur, um die andere Person zum Zugzwang zu bringen. Oder ich bluffe bewusst und stöhne über meine schwachen Karten, nur um dann unerwartet zuzuschlagen.
Deckbau ist nicht nötig. Ich muss auf die zehn zugeteilten Karten vertrauen, von denen ich zu Beginn nur fünf kenne, nämlich die auf meiner Hand. Besonders ist, dass sich manchmal selbst scheinbar ausweglose Situationen noch drehen können, wenn nur die passende Kreatur gezogen wird. Die Monster sind humorvoll gestaltet, zum Beispiel der Steuereintröter und der Kängusaurus Rex. Darüber hinaus sind die Karten auch mechanisch facettenreich und ermöglichen Synergien, die man erst nach und nach entdeckt. Das macht nicht nur jede Partie spannend, sondern bietet auch einen hohen Wiederspielwert.
Und jetzt raus aus meinem Kopf, ich habe noch einen ganz besonderen Beschwörungszauber memoriert. Oder bluffe ich? Lies doch meine Gedanken!
Stephan Kessler