Suche
Suche Menü

Empfehlungsliste Kinderspiel des Jahres: Villa der Vampire

Aufstehen! Auuufstehen!!! Das Vampirfest geht bald los, und die alten Blutsauger liegen tatsächlich noch in ihren Särgen und schlafen. So ist es an den Kindern, sie aufzuwecken – doch wie nur? Mit Riechsalz? Nein, Knoblauch wirkt viel besser …

Schöne Geschichte. Nur: Wie spannt man jetzt den Bogen zu einem Spiel, das im Kern eine Art Hockey ist? Durch das Material. Üppig dreidimensional und mit viel Liebe zum skurrilen Detail illustriert entsteht die namensgebende „Villa der Vampire“ (Guido Hoffmann und Jens-Peter Schliemann bei Drei Magier) im Schachtelboden. Drei Hausecken halten das Dach. Darin sind Fledermäuse aufgehängt, deren Rumpf in Schläger mündet, mit denen hübsche Knoblauchknollen durch die Gegend bugsiert werden.

Die Runden müssen also in Stickige. In Aussparungen für die Särge, nämlich. Unerbittlich läuft die Sanduhr. Ein Farbwürfel gibt vor, welche Särge angesteuert werden müssen. Die verdeckte Vorderseite der Sargplättchen zeigt an, wie viele Punkte sie wert sind. Wohl denjenigen, die sich gemerkt haben, wo die wertvollsten Vampire wohlig schlummern – und wo vielleicht nur weiterer Knoblauch. Knoblauch in Särgen? Wie gesagt: Die Geschichte ist ein bisschen dünn.

Das macht aber überhaupt nichts: In dieser Villa kommt richtig Stimmung auf. Immer ein Kind kämpft sich an den Schlägern ab und an den Knollen, die bemerkenswert unrund rollen, während die anderen Kinder mit Argusaugen die Sanduhr bewachen.

Zwei Herrschaften – genauer: eine Herr- und eine Damschaft – bringen zusätzliche Würze in das Knoblauchkugeln. Graf Knolle geht am Ende der Partie an jene Person, die am meisten Särge mit Knoblauchsymbolen gesammelt hat. Und die feine Gräfin Eckzahn hat ihr Domizil auf einem Herzteppich bezogen – wer ihre Standfigur gewinnt, bekommt Särge mit Krönchensymbol. Ja, auch von den Mitspielern. Nebenher: Bei jüngeren oder nicht ganz frustresistenten Kindern kann man diese Regel einfach weglassen, auch wenn es das Spiel offiziell nicht hergibt.

Was das Spiel aber hergibt, ist eine raffinierte Mischung aus Geschicklichkeits- und Merkspiel, gut austariert, toll ausgestattet und hochemotional. Also: Aufstehen! Die nächste Partie wartet.

Stefan Gohlisch