Alle Bauelemente waren bei den Azteken exakt gleich. Wer glaubt, die mächtigen Stufenpyramiden seien aus einzelnen Steinblöcken zusammengesetzt, ist auf dem Holzweg. Der Nachbau der Teile in dem Spiel AZTEC beweist, dass jedes Stück so aussah, als seien sechs Würfel aneinandergeklebt. Ganz seltsam angeordnet übrigens, denn gleichgültig, wie man das Element auch stellt oder legt – immer steht ein Teil sperrig ab. Die Regeln, nach denen die indianischen Baumeister ihre Kunstfertigkeit maßen, muten leicht exotisch an. Gewertet werden nämlich beim Pyramidenbau nur die äußersten Steine und auch die nur in der dritten Ebene.
AZTEC wird in einer dunkelblauen, trichterförmigen Kiste geliefert. Sie enthält 22 identische Bauteile, die aus lasierten Würfeln in verschiedenen Violett-, Blau- und Brauntönen zusammengesetzt sind. Die sanften, ansprechenden Farben haben keine Bedeutung für das Spiel, sondern sind reine Dekoration. Die Holzkiste wird umgedreht und dient als vierseitiger Pyramidensockel. In die Mitte der Baufläche kommt ein einzelner Würfel als Startquader. Zwei Spieler sitzen über Eck. Einer punktet an den nördlichen und südlichen Spielfeldkanten, der andere an Ost und West. Wer am Zug ist, legt eines der Bauteile so an, dass mindestens zwei Flächen bereits liegende Teile berühren. Das ist im Prinzip einfach. Auch die zweite Bauregel macht keine Probleme: Kein Teil darf über die dritte Etage hinaus oder in den leeren Raum außerhalb des Spielfeldrands ragen. Und schließlich darf nur ein Würfel seitlich ohne Unterbau abstehen. Ein zweiter seitlicher Würfel muss auf einem anderen Element aufliegen. Punkte bringen nur Elemente in der dritten Etage direkt am Rand.
Eine originelle Variante ist das Spiel zu dritt. Einer übernimmt die Rolle des zerstörerischen Aztekengotts „Ah Puch“. Wer das ist, wird in einer Abwärtsversteigerung ermittelt. Der erste Spieler sagt: „Keiner schafft zwölf Punkte!“. Der nächste sagt: „Keiner schafft elf!“ und so weiter, bis keiner mehr darunter gehen mag. Wer die niedrigste Zahl angesagt hat, wird „Ah Puch“. Er versucht, die Strategie der beiden anderen Gegenspieler zu durchkreuzen, und er gewinnt, wenn keiner die von ihm angesagte niedrige Punktzahl überschreitet. Das ist eine besonders originelle Version, einen Dritten in ein reines Zweipersonenspiel so einzubeziehen, dass alle drei gleiche Chancen haben. AZTEC spielt sich gut, fühlt sich gut an und ist ein ästhetischer Leckerbissen, der mit dem Sonderpreis Schönes Spiel ausgezeichnet wurde.