Ein paar Seen, ein paar Wüsten, ein paar Berge – dazu noch Möhren, Äpfel und Tempel, und schon ist „Explorers“ (Phil Walker-Harding bei Ravensburger) fertig. Nur so wenig? Nein, ein wenig mehr steckt dann doch hinter dem Flip-and-Write-Spiel. Unsere Jurymitglieder haben sich in ihren jeweiligen Medien auf Erkundungstour durch nicht ganz so unbekanntes Gebiet begeben.
„Es gibt eine Landschaft und verschiedene Wertungen. Bei der Landschaft werden vier von jeweils acht Plättchen in den eigenen Rahmen gelegt, die Wertungsplättchen haben jeweils zwei Seiten“, erklärt Julia Zerlik das Spiel. „Jeder Spieler erhält denselben zufälligen Mix. Der aktive Spieler zieht eine Erkundungskarte, die zwei Landschaften zeigt. Er wählt eine davon aus und markiert auf seiner Karte drei passende Landschaftsquadrate mit Kreuzen; dabei muss das Kreuz orthogonal neben ein bereits gesetztes platziert werden. Nahrungsmittel dürfen nur angekreuzt werden, wenn man diese auf dem entsprechenden Wertungsplättchen ebenfalls noch abkreuzen kann. Sobald der Stapel der Erkundungsplättchen aufgebraucht ist, endet die Runde.“
„Explorers“, meint Zerlik, „bringt alles mit, was ein gutes Flip-and-Write-Spiel ausmacht.“ Vor allem lobt sie die Abwechslung, die sich dadurch ergäbe, dass Plan und Ziele sehr variabel seien. Spannung sei durch das „Rennen“ um die Punkte gegeben. „Das fügt sich sehr schön zusammen, kommt für mich aber nicht an die Eleganz von ‚Der Kartograph‘ oder ‚Ganz schön clever‘ heran.“ Zwar sei das Spiel schön und rund gemacht und nicht langweilig: „Ich habe durchaus viele Partien damit Spaß“, sagt Zerlik. Sie moniert aber, dass das Spiel sehr „gleichförmig“ verlaufe. „Es plätschert so vor sich hin, es gibt keinen Spannungsbogen.“¹
Flott und schnell
Auch für Manuel Fritsch liegt der Vergleich zu „Der Kartograph“ nahe. „Der große Unterschied ist, dass wir nicht auf Papier schreiben, sondern wir haben abwischbare Blöcke“, sagt er. Dies diene der Vielfalt: „Das ist jedes Mal wie ein neuer Papierblock, den wir vor uns liegen haben.“ Und: „Dadurch, dass man diese unterschiedlichen Wertungsplättchen hat, macht es jedes mal Spaß, neue Dinge zu probieren.“
Für Fritsch spielt sich „Explorers“ flott und schnell. „Man hat genügend Zeit zu Grübeln, weil alle gleichzeitig überlegen.“ Das mache Laune. „Man kann sich nebenbei gut unterhalten, trotzdem hat man diesen kleinen Wettrenn-Charakter.“
„Der Kartograph“ sei jedoch das „strategisch reizvollere“ Spiel. „Aber man kann es nicht mit den gleichen Leuten spielen, mit denen man ‚Explorers‘ spielt.“ Denn letzteres sei auch für Wenigspieler geeignet, so Fritsch.²
„Trotz des beträchtlichen Glücksfaktors beim Kartenaufdecken lohnen sich durchaus ein paar strategische Überlegungen, schreibt Harald Schrapers über „Explorers“. „Das Ausdehnen und das Entdecken mittels Ankreuzen auf den Landkarten gefällt mir in gewissem Maße“, meint er. Dennoch sei „Explorers“ ein „ziemlich abstraktes Spiel. So wirklich Aufregendes passiert in dem Landstrich nicht.“ Schrapers vermisst einen besonderen „spielerischen Kniff“. Obwohl es ein gelungenes Spiel sei, sei es keines, das ihm lange in Erinnerung bleiben würde.³
Lieber knackiger
Nico Wagner betont, dass „Explorers“ ein sehr abwechslungsreiches Spiel sei: „Mir gefällt es gut, in wie vielen verschiedenen Anordnungen man das zusammenbauen kann. Da sind genug Variationen von Karten drin, die man zusammenbasteln kann, bevor es langweilig wird.“ Besonders ist für ihn die Art und Weise, wie die Kreuze gesetzt, also wie die Landschaft in „Explorers“ erkundet wird: „Ich muss nicht alles ins gleiche Gebiet packen. Ich breite mich, wie das oft bei so Spielen ist, nicht flächenmäßig aus, sondern habe so etwas wie eine Straße oder einen Pfad, der sich irgendwohin schlängelt.“ Das eröffne auch andere taktische Möglichkeiten. Allerdings findet er das Spiel „sehr solistisch“. Spielerinnen und Spieler bekämen oft nicht mit, was die anderen am Tisch tun – das könne zu Verwirrung führen. „Ich spiele gerne“, sagt Wagner, „weil ich mit anderen Leuten am Tisch Spaß haben will. Für dieses Spiel brauche ich keine anderen Leute. Da hole ich lieber etwas anderes raus.“
Insgesamt sei ihm das Spiel manchmal zu lang für das, was über die vier Runden geschieht, sagt er. „Ich hätte es gerne knackiger gehabt.“⁴