Gefördert: Fairplay – Spielgruppe in der Jugendstrafanstalt Berlin
Der Förderverein für die Jugendstrafanstalt Berlin (JSA Berlin) ist ein Zusammenschluss von interessierten Bürgerinnen und Bürgern mit und ohne beruflichen Bezug zur JSA Berlin, dessen Aufgabe darin besteht, Projekte in der JSA zu finanzieren, die über den gesetzlich festgelegten Regelbedarf hinausgehen. Damit unterstützt der Förderverein die erzieherische Arbeit an jungen Inhaftierten und hilft ihnen bei der (Re)-Sozialisierung.
Das Projekt FAIR PLAY holte Ende 2018 eine Auswahl junger Männer, die in der JSA Berlin inhaftiert sind, gemeinsam an einen Tisch – nämlich den Spieltisch – und brachte ihnen so spielerisch den gesellschaftlichen Umgang und das geregelte Miteinander bei und zeigte ihnen nebenbei Möglichkeiten der kurzweiligen Freizeitgestaltung auf. Beim Spielen müssen Regeln aufgestellt und eingehalten und gemeinsame Ziele verfolgt werden. Dazu müssen sich die Inhaftierten miteinander verständigen, Teams bilden und vor allem: fair bleiben. Das hört sich leicht an, war für einige der Projektteilnehmer jedoch eine Herausforderung. In der Pilotphase von Oktober bis Dezember 2018 hatten fast 60 junge Männer zwischen 14 und 22 Jahren im U-Haft und Strafhaftbereich daran teilgenommen:
„47!“, „82!“, „63!“ hallt es durch den noch karg möblierten Freizeitraum des Hauses 1 der JSA Berlin. Durch die Fenster blickt man auf eine graue Gefängnismauer. Die fünf jungen Männer in Anstaltskleidung, die sich da an einem Tisch versammelt haben, achten hingegen nicht auf das Draußen, sondern blicken hochkonzentriert auf die Kärtchen vor ihnen. Der Spielemacher am Kopf des Tisches ruft weiter Zahlen in die Runde, die Mitspieler suchen die ausgerufenen Zahlen auf ihren Spielkarten und legen kleine grüne Plättchen auf die Zahlen, wenn sie sie gefunden haben. „14!“, „26!“. „Warte!“, ruft einer der Mitspieler, vergewissert sich kurz, dass tatsächlich alle Zahlen auf seiner Spielkarte mit grünen Plättchen bedeckt sind, und ruft dann ein triumphierendes „Fertig!“ in die Runde. „Das heißt ‚Bingo!‘“, wird er von den anderen belehrt. Aber die Bezeichnung ist dem Gewinner egal, er freut sich über seinen Sieg. Warum er hier mitmacht? „Immer auf Zelle sein, das ist blöd“, antwortet er. Deshalb hat er sich für die wohngruppenübergreifende Spielegruppe angemeldet und vertreibt sich jetzt gemeinsam mit anderen Inhaftierten mit einem der zahlreichen neu angeschafften Spiele die Freizeit: „Risiko“, „Vier gewinnt“, „Tabu“, „Carcassonne“, CrossBoccia“ und viele mehr.
Pädagogisch begleitet wurden die Inhaftierten dabei von Honorarkräften. Drei Stunden am Wochenende leiteten sie die in drei Gruppen aufgeteilten Jugendlichen und jungen Männer an, damit neben dem Spaß auch der Lerneffekt nicht zu kurz kam. Beim Spielen vertieften die Mitspieler nicht nur ihre oft verbesserungsbedürftigen Sprachkenntnisse, sondern erlernten vor allem auch soziale Kompetenzen – wie das FAIR PLAY.
Detlef Discher
Vorsitzender des Fördervereins der Jugendstrafanstalt