Seit August 2019 ist Carolin Pletsch Beirätin des Vereins Spiel des Jahres e.V. Zusammen mit Arne Proctor und Sigrid Wood unterstützt sie die Arbeit der Jury für das Kinderspiel des Jahres. Die Beiratstätigkeit wurde 2019 zum ersten Mal öffentlich ausgeschrieben. Auch in diesem Jahr ist die Bewerbung wieder möglich, zur Ausschreibung geht es hier.
Aber Beirat, Beirätin beim Spiel des Jahres e.V. – was heißt das eigentlich genau? Wie groß ist der Zeitaufwand? Und vor allem: Macht das eigentlich auch Spaß? Zeit für eine kleine Zwischenbilanz.
Warum hast du dich als Beirätin beworben?
Weil ich insgesamt gerne spiele, sowohl privat als auch mit den Kindern und ich jemand bin, der versucht, das Spielen an andere und an die Eltern heranzutragen, weil ich das in den Familien wichtig finde. Da kam mir das gerade recht, weil ich so noch mehr Möglichkeiten habe und noch mehr neue Spiele mit den Kindern ausprobieren kann.
Mit deinen Kindern? Oder arbeitest du auch mit Kindern?
Ich habe ein Kind und bin Erzieherin, habe also immer viele Kinder um mich herum gehabt. Ich habe mit meiner Tochter schon mit anderthalb angefangen Spiele zu spielen, spiele aber auch mit meinem Mann zuhause. Von daher hat das ganz gut hier rein gepasst.
Was genau machst du als Beirätin?
Wir bekommen die Spiele zugeschickt und unsere Aufgabe ist es, mit den Kindern auszuprobieren und einfach zu schauen, was uns auffällt. Gefällt uns das Spiel? Kommt es bei den Kindern gut an? Kommt es bei mir gut an? Ich habe bei mir immer einen Zettel nebendran liegen, wo ich mir alles aufschreibe was mit aufgefallen ist während der Runden.
Und das Feedback trägst du dann an die Kinderspiel-Jury heran?
Genau. Ich spiele immer mehrere Runden, das ist mir wichtig, weil ja jede Runde anders ausfällt. Ich spiele es auch immer zuerst einmal zuhause, damit ich die Regeln schon kenne, da müssen meine Tochter und mein Mann erst einmal ran. Und dann im Kindergarten um zu gucken: Wie passiert das? Was ist da überhaupt los? Ändern sich manche Sachen noch, die mir vielleicht in der ersten Runde aufgefallen sind? Und dann auch mal anderen zugucken, also mal die Kinder alleine spielen lassen und nur beobachten: Wie machen die das? Wie lösen die das? Was passiert da? Und das schreibe ich mir auf und trage das an die Jury weiter.
Ist es das, was du erwartet hast, als du dich als Beirätin beworben hast?
Ich hätte es mir teilweise stressiger vorgestellt weil man ja auch selber weiß: Es gibt so Stichdaten wie die Essener Messe, wo danach ganz viel kommt. Es gibt die Nürnberger Messe, wo danach auch ganz viel kommt. Ich habe immer gedacht, dass da noch mehr Spiele auf einmal kommen, dass ich noch viel mehr machen muss. Aber ich habe gemerkt, dass es gar nicht so ist. Ich habe das insgesamt gar nicht als Stress empfunden. Vielleicht ist das so, dadurch, dass ich gerne spiele, dass es für mich gar nicht so in Arbeit ausgeartet ist.
Wieviele Spiele kommen denn so ungefähr bei dir an?
Ein Teil ist jetzt noch nicht angekommen, der ankommen sollte. Aber so 50 sind das bestimmt, alles in allem. Natürlich kommen die nicht alle gleichzeitig.
Also muss in einem Jahr wenigstens ein- bis zweimal die Woche gespielt werden?
So genau habe ich das jetzt nicht ausgerechnet. Ich habe das bei uns im Kindergarten so geregelt: Die Spiele, die wir normalerweise in der Gruppe haben, habe ich herausgenommen und nur die neuen hingestellt, so dass die Kinder in meinem Alltag täglich diese Spiele spielen – mit mir oder ohne mich. Dann habe ich noch feste Tage, an denen ich mit der gesamten KiTa spiele, freies Spielen über ganze Vormittage. Und dafür habe ich immer die neuen Spiele genommen.
Das heißt also, der zusätzliche Zeitaufwand für dich ist gar nicht so hoch?
Es ist schon Zeitaufwand. Aber wir spielen halt gerne. Wenn jetzt neue Spiele kamen, haben sich mein Mann und mein Kind eher gefreut. Dadurch, dass eigentlich alle um mich herum immer offen waren und Freude daran hatten, ist das für mich keine Arbeit. Klar nimmt das Zeit in Anspruch, es wäre gelogen zu sagen, dass es das nicht tut.
Und wie sieht deine Zwischenbilanz aus? Würdest du anderen diese Rolle als Beirat oder Beirätin empfehlen?
Auf jeden Fall. Ich würde das jedem empfehlen, der Spaß am Spielen hat. Wichtig finde ich die Möglichkeit, auch mit vielen unterschiedlichen Gruppen zu testen, weil man bei vielen Spielen gemerkt hat, dass es in einer Gruppe ganz gut klappt und in einer anderen nicht.
Was ist dein Lieblingsspiel? Das, zu dem du immer wieder zurückkehrst? Oder zu dem die Kinder immer wieder zurückkehren?
Von den aktuellen Spielen kann ich das nicht nicht genau sagen, es kamen auch welche, die ich jetzt noch gar nicht testen konnte. Das Spiel zu dem wir im Kindergarten immer wieder zurückkehren ist „Da ist der Wurm drin“. Das ist so ein Spiel das die Kinder lieben und das auch die Erzieher lieben. Es liegt aber an der Gruppe. Ich habe eine Jungsgruppe, die sich immer wieder dasselbe Spiel wollen. Dann habe ich eine Mädchengruppe, die sich wieder was ganz anderes holen. Bei 22 Kindern ist es immer schwierig zu sagen: Das ist jetzt DAS Spiel.