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Kein Kinderkram: Lieblingsspiele mit Kindern (3 bis 5 Jahre)

Die Spiele auf dieser Liste sind nicht in wertender Rangfolge sortiert. Sie stehen in dieser Reihenfolge, weil ich natürlich erst Mal durch mein Gedächtnis wandere, vergangene Spielelandschaften anschauen und sich sortieren muss. Dann sehe ich in der Ferne etwas Interessantes, komme vom Weg ab und muss geistig mühsam wieder zurück zum eigentlichen Thema finden. Und am Ende, am Ende sortiere ich die Spiele doch nach Alter – weil es sonst irgendwie unordentlich aussieht.

Alle Spiele auf dieser Liste haben gemeinsam, dass Kinder sie immer wieder spielen wollen. Und ich als Erwachsener würde sie jederzeit mit Kindern spielen. Weil sich deren Spaß auf mich überträgt und weil die Spiele auch mein inneres Kind ansprechen.

Dass nur ein Spiel ab drei Jahren auf dieser Liste gelandet ist liegt daran, dass Spiele ab drei mancherlei Fehler begehen. Entweder sind sie im Kern zu schwer, so dass man das Alter eigentlich raufschrauben müsste. Oder sie sind nur dürftig veränderte Variationen von altbekannten Spielen oder Spielsystemen, denen das Besondere fehlt, das Kinder in ihren Bann zieht.

Genug Einleitung. Das sind die Lieblingsspiele meiner Testkinder (und mir), Alter 3-5:

Octopus

Octopus“ (Grégory Kirszbaum und Alex Sanders bei Djeco, ab 3, Empfehlungsliste „Spiel des Jahres“ 2019) ist das klassische Angelspiel als kooperative Aufgabe. Alleine angelt hier niemand erfolgreich, nur mit einem Partner klappt das. Wieso? Weil auf jedem Fisch zwei Metallpunkte kleben. An den Angeln hängen die passenden Magnete. Allerdings ist so ein Holzfisch zu schwer für nur eine Angel – deshalb müssen immer zwei Spieler einen Fisch aus der einen Kartonhälfte und in die andere Kartonhälfte tragen. Aber wahnsinnig stark sind die Magnete auch nicht und deshalb müssen beide Kinder ruhig und gleichzeitig spielen, sonst fällt der Fisch runter. Und als wäre das nicht schon alles anstrengend genug, hat man immer nur fünf Minuten (eine Sanduhr) Zeit, um alle Fische zu angeln. Kooperatives Angeln: Dass da vorher nie einer drauf gekommen ist! Die Kinder lieben diesen Zeitdruck und das Kooperative ist sowieso ihr Ding. „Octopus“ kommt immer gut an.

Schau mal! Was ist anders?

Schau mal! Was ist anders!“ (Haim Shafir bei Amigo, ab 4, Empfehlungsliste „Spiel des Jahres“ 2015): Stabile Karten mit lustigen Motiven liegen auf dem Tisch und alle schauen genau, was auf den Karten zu sehen sind. Dann machen alle die Augen zu – bis auf einen. Der dreht eine Karte um. Auf der Rückseite ist zwar immer noch dasselbe Motiv… aber eben ein bisschen anders. Was das ist, müssen die Spieler herausfinden, nachdem sie ihre Augen wieder geöffnet haben. Genauso schnell, wie man dies hier jetzt gelesen hat, erklärt man Kindern dieses Spiel. Dazu gibt’s Spannung (weil es leicht hektisch wird wenn jeder der schnellste sein will) und vor allem Konzentration. Die vor dem Umdrehen, beim Merken und die nach dem Umdrehen, wenn auf wieder auf die Festplatte im Kopf zugegriffen wird. „Memory“ mal anders – das wissen die Kinder sehr zu schätzen.

Sag’s mir! Junior

Bei „Sag’s mir! Junior“ (Peter Sarrett bei Repos, ab 4, Empfehlungsliste „Spiel des Jahres“ 2016) sind auch die Erwachsenen gefragt. Denn die erklären den Kindern Dinge, die auf Bildkarten dargestellt sind. Zuerst mündlich, den ganzen Kartenstapel durch und für jede richtige Antwort gibt’s einen Punkt. Dann kommt Runde zwei. Es bleiben dieselben Karten, aber jetzt werden alle Motive noch mal erklärt. Und zwar pantomimisch. Wieder die Punkte zählen und beim nächsten Mal besser sein. Die Juniorversion des Partyklassikers für Erwachsene ist eines der besten Sprachspiele für Kinder, denn es kommt ordentlich Stimmung auf. Erst sind die Kleinen noch zaghaft, aber es ist ja der Erwachsene, der sich zum Affen macht und so bricht schnell das Eis. Innerhalb kürzester Zeit wird selbst der schüchternste Nachwuchs zum lautstarken Mitrater. Ideal zur Sprach- und Sprechförderung. Und es funktioniert als eines der wenigen Spiele ab vier Jahren auch in großen Kindergruppen.

Concept Kids – Tiere

Bei „Concept Kids – Tiere“ (Gaëtan Beaujannot und Alain Rivollet bei Repos, ab 4, Empfehlungsliste „Spiel des Jahres“ 2019) beschreiben Kinder einem Erwachsenen Tiere – aber ohne Worte. Wie im Spiel „Concept“ für Große müssen Kinder mit Symbolen auf dem Spielplan arbeiten. Wie viele Beine hat es? Ist es schnell oder langsam? Isst es Fleisch oder Pflanzen? Oder vielleicht beides? Passende Felder werden mit Plastikrahmen bestückt und so formt sich nach und nach ein Tier zusammen, dass der „Große“ raten muss. Dadurch, dass hier nur mit Bildern und ohne Sprache gearbeitet wird, kann wirklich JEDER mitspielen und das ist einer der großen Vorteile von „Concept Kids – Tiere“. Dazu ist es rasend schnell erklärt und fasziniert sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen. Allerdings lohnt es sich, vorher die Tiere durchzuschauen. Den Narwal z. B. kannte kaum ein Kind. Und ob ein Kraken wirklich rosa ist, wage ich zu bezweifeln. Da wäre es besser gewesen, statt gezeichneter Tiere echte Fotos zu nehmen. Aber das ist nur ein kleiner Wermutstropfen auf einem ansonsten tadellosen Spiel.

Magic Maze Kids

Magic Maze Kids“ (Kasper Lapp Pegasus / Sit Down!, ab 5, Empfehlungsliste „Spiel des Jahres“ 2019) ist wieder ein Spiel für Große, das für die Kleinen umgestrickt wurde. Aber sehr erfolgreich. Der blöde Löwenkönig hat sich selbst mit einem falschen Zaubertrank in einen Frosch verwandelt und die Zutaten für das Gegenelixier müssen erst einmal gefunden werden. Gemeinsam bewegen alle die Figuren durch den magischen Wald um das Material einzusammeln. Dabei darf jeder Spieler die Figuren nur in eine Richtung ziehen. Da müssen sich alle gut absprechen und gut aufpassen. Es sind kooperative Knobelaufgaben, deren immer schwerer werdende Aufgaben vorher geübt werden können. Fast wie eine Spielesammlung kann man sich mit jeder Partie überlegen, welche dieser Aufgaben dabei sein soll. Und wenn alle Sammelmeister sind, gibt’s als Variante sogar noch Zeitdruck und – wie beim großen  „Magic Maze“ – auch ein Sprechverbot. Aber auch ohne das ist es faszinierend zu beobachten, wie Kinder sich in dieses Spiel innerhalb kürzester Zeit reindenken können.

Push a Monster

Push a Monster“ (Wolfgang Dirscherl und Manfred Reindl bei Queen Games, ab 5, nominiert zum „Kinderspiel des Jahres“ 2015) ist Monsterschubsen extrem. Mit ruhiger Hand muss ein zufällig ausgewähltes Monster auf eine Plattform bugsiert werden ohne dass etwas runterfällt. Die Monster sind dazu noch unterschiedlich groß und unterschiedlich geformt. An welcher Seite der Plattform setze ich an? Wie kann ich das Monster am besten drehen, damit nichts passiert? Kann ich dem nächsten Spieler das Leben vielleicht ein bisschen schwerer machen? Erfolgreiches Bugsieren erbringt ein Monsterplättchen, je größer (und schwieriger) das geschubste Monster war. Die längste Reihe an Monsterplättchen gewinnt und die Kinder haben etwas ganz wichtiges gelernt: Die Auslage der Monster auf der nicht sonderlich großen Plattform zu „lesen“, sich also sowohl zu konzentrieren, bevor man schiebt und während man schiebt. Hektik bringt hier nix. Ein Spiel, das wunderbar entschleunigt.

Stone Age Junior

Stone Age Junior“ (Marco Teubner bei Hans im Glück, ab 5, „Kinderspiel des Jahres“ 2016 ) ist Ressourcen sammeln für Kinder. Mal etwas ganz Neues. Bewegt wird sich nach dem „Memory“-Prinzip, dafür müssen Chips mit Würfelzahlen oder Sondersymbolen aufgedeckt werden. Zu erreichen sind Ressourcen, mit denen man seine Steinzeithütten bauen kann. Kinder haben hier immer ein festes Ziel und müssen überlegen, wie sie das am besten erreichen können. Es ist kein Spiel, bei dem die Kleinen aufgeregt vor Emotionen auf ihren Stühlen wippeln. Aber ein Spiel, bei dem alle überraschend schnell in sich gehen, überlegen und ganz leise werden. Dazu gibt’s noch einen niedlichen, helfenden Hund und einen Tauschmarkt. Das ist genau die richtige Portion „um die Ecke denken“ für Kinder ab fünf. Schon beeindruckend, wie das große „Stone Age“ vom Verlag auf diese Kinderversion runtergebrochen wurde.

Christoph Schlewinksi