Search
Search Menu

Kritikenrundschau: 7 Wonders Architects – einfach Weltwunder bauen

Ein Weltwunder wird auch nicht an einem Tag gebaut: In „7 Wonders Architects“ (Antoine Bauza bei Repos Productions) dauert es schon ein paar Runden, bis das eigene Weltwunder fertig gestellt ist. Schließlich müssen erst einmal Ressourcen gesammelt werden, Siegpunkte schaden natürlich auch nicht, und dann kommen auch immer wieder diese kriegerischen Konflikte dazwischen – so eine Weltwunder-Architekt:in hat es einfach nicht leicht.

„Innerhalb von 25 Minuten ziehen wir reihum immer eine Karte – entweder vom offenen Stapel, der links von mir liegt, oder vom offenen Stapel rechts von mir. Diese beiden Decks teile ich mir mit der jeweiligen Nachbarin. Alternativ kann ich auch auf gut Glück vom verdeckten Kartendeck in der Tischmitte ziehen“, erklärt Harald Schrapers das Spiel. „Im Mittelpunkt stehen dabei die Ressourcenkarten, mit denen ich mein aus schönen großen Plättchen gestaltetes Weltwunder erstellen möchte. Maximal sieben Leute können mitmachen, und alle haben je fünf Bauteile vor sich liegen, die sich noch im Rohbauzustand befinden. Sobald ich die geforderte Zahl an gleichen oder ungleichen Ressourcenkarten habe, gebe ich diese ab und drehe das Bauteil auf die fertige Seite und bekomme dadurch Punkte. Wer seinen Koloss, den hängenden Garten oder die Pyramide vollendet hat, beendet das Spiel und hat oft – aber nicht immer – die meisten Siegpunkte.“

„‚7 Wonders‘“, schreibt Schrapers, „gehört zweifellos zu den besten Spielen überhaupt, und auch die Duel-Variante konnte überzeugen. Mit ‚Architects‘ liegt jetzt ein neues Spiel vor, das man vielleicht auch als ‚7 Wonders Light‘ bezeichnen könnte.“ Ganz so einfach sei es allerdings nicht: Einerseits gäbe es die Zwischenwertungen durch Militärkarten, andererseits aber auch 14 verschiedene Fortschrittsmarker. „Welche man davon sinnvollerweise aus der Auslage wählen sollte, ist nicht so einfach einzuschätzen. Spätestens hier zeigt sich, dass ‚Architects‘ nicht die Kinderspielvariante von ‚7 Wonders‘ ist.“
Dennoch gehe das Spiel „schnell von der Hand“, trotz einiger „Durststrecken“, die sich ergäben, wenn für niemanden eine interessante Karte auf dem Tisch läge. „Wer spielerfahren ist, sitzt solche Phasen trotz ihrer gewissen Langeweile mit stoischer Ruhe aus. Unerfahrene Mitspieler werden hingegen unruhig“, schreibt er. Er empfiehlt „7 Wonders Architects“ daher eher für eine „erfahrenere Runde, die sich ein schnelles ‚Zwischendurchspiel‘ wünscht.“ Die dürfe sich allerdings auch nicht an der Ausstattung stören: „Das Material für die sieben Weltwunder und das dazu passende Kartendeck befindet sich in jeweils einzelnen Plastikboxen – inklusive eines besonders überflüssigen Kartenstapelhalters aus Kunststoff. Ressourcenschonend ist das nicht“, schreibt Schrapers.¹

Udo Bartsch gibt sich zunächst überzeugt: „Herausragend an ‚7 Wonders Architects‘ sind die Einfachheit und die Tatsache, dass es sogar zu siebt super funktioniert. Auch die Ausstattung des Spiels ist bemerkenswert. Zu Beginn bekommt jede:r eine Plastikschatulle, in der sich das gesamte Material samt einer Kurzanleitung für die spezifischen Weltwunderregeln befindet. Jetzt muss nur noch die Gemeinschaftsschatulle ausgepackt werden, und es kann losgehen. Alles ist durchdacht und sieht auch noch gut aus“, schreibt er. Es sei ein „flottes Spiel“, auch mit vielen Spieler:innen zöge es sich nicht in die Länge. „Das liegt daran, dass es wenig zu verwalten und auch wenig zu entscheiden gibt: Karte links, Karte rechts oder keine von beiden?“, schreibt er. Ein gewisser Glücksfaktor sei beim Kartenziehen auch dabei. Am Ende urteilt Bartsch allerdings: „Das Spiel an sich aber ist nicht herausragend und spielt sich wie ein kleiner Absacker, der nur im Gewande eines großen Spiels daherkommt.“²

Man dürfe, sagt Martina Fuchs, „7 Wonders Architects“ nicht durch die „Vielspielerbrille“ betrachten. „Leute packen das aus und sagen: ‚Wie schön!‘, weil du siehst, was du baust“, sagt Fuchs. Die Spieler:innen hätten Spaß an dem Thema, Spaß am Bauen. Es sei ein sehr heruntergebrochenes Spiel. Die Auswahl an Aktionen sei für Vielspieler etwas wenig – für Wenigspieler allerdings genau richtig. „Ich weiß nicht, wie häufig ich schon gehört habe, dass das Spiel gerade Wenigspielende dazu bringt, es ständig auf den Tisch zu bringen.“ Das hätte auch mit den strategischen Anforderungen zu tun. Man könne zwar strategisch spielen – müsse es aber nicht. „Man kann spielen und Freude daran haben, ohne dass man den Überblick über alle Mitspielenden hat. Das finde ich gut“, sagt Fuchs. Ein weiterer positiver Faktor ist für sie, dass das Spiel sowohl zu zweit als auch zu siebt sehr gut funktioniere. Auch bei vielen Mitspieler:innen käme es nicht zu langen Wartezeiten zwischen den Zügen. Fuchs’ letzter Pluspunkt ist das Material: „Das haben sie total cool gemacht. Ich muss nicht kompliziert alles zusammensuchen, sondern ich kann die sieben Boxen einfach auf den Tisch stellen und sagen: Hier, such dir aus, welches Weltwunder willst du spielen?“³

Auch Tim Koch bewertet das Spiel sehr positiv: „Die Menge der Entscheidungen ist bei ‚7 Wonders Architects‘ begrenzt, das dürfte klar sein“, schreibt er. „Gerade einmal drei Kartenstapel stehen zur Verfügung, das schränkt die Optionen ein. Häufig liegen weniger spannende Karten oben oder der Nachbar hat uns den Weg zu einer perfekten Karte freigemacht. In beiden Fällen ist die Entscheidung offensichtlich. Wenn dann kurz vor Schluss entscheidende Karten einfach nicht kommen wollen, kann das durchaus frustrieren. Damit muss man zurechtkommen, was aufgrund der kurzen Spielzeit aber auch nicht schwerfällt.“ Genau diese schnellen Entscheidungen führen für Koch zu einem „kurzweiligen Spielerlebnis“. „Auf welche Art Karten ich spiele beziehungsweise wann ich eventuell umschwenke, stellt mich in jeder Partie vor neue Entscheidungen“, schreibt er. „Zudem ist der Verlauf sehr belohnend. Ständig bekommt man neue Wunderstufen, Fähigkeiten oder Siegpunktmarker. Selbst als Verlierer hat man etwas erreicht.“ Ebenso überzeugt ist Koch vom Material: „Jedes Wunder wird in einer eigenen kleinen Box aufbewahrt, die Kartenstapel haben eigene Halter, alles wirkt wie aus einem Guss“, schreibt er. Am Ende urteilt er: „Für mich ein wirklich rundes Gesamtpaket.“

„7 Wonders Architects“ gefällt Julia Zerlik „richtig gut, weil es sehr einfach zu erlernende Regeln hat; trotzdem sind die Entscheidungen, die man trifft, nicht unbedingt trivial.“ Gerade für Wenigspieler bewege sich die Komplexität „in einem absolut machbaren Rahmen. Und trotzdem hat man hier viel Spieltiefe.“ Die Weltwunder spielten sich alle etwas unterschiedlich, seien aber sehr ausgeglichen.
Sie kritisiert, dass man insbesondere in einer 7er-Runde zwischen den Zügen viel warten müsse. „Es ist immer nur einer dran, der zieht zwar nur eine Karte, das geht an sich auch schnell, aber bis die sechs anderen das gemacht haben, das dauert schon ein bisschen.“ Ansonsten aber sei es ein „ein ganz tolles Einstiegsspiel.“

Johanna France sagt, sie hätte eine „schwierige Beziehung zu ‚7 Wonders Architects‘“. Einerseits sähe sie sehr viel Positives am Spiel. Material und Spielaufbau, beispielsweise, seien „perfekt gelöst“. Es sei ein einfaches Strategiespiel mit ein bisschen Interaktion und außerdem gut zugänglich. Andererseits findet sie „7 Wonders Architects“ allzu sehr reduziert: „Für mich ist da ein bisschen die Seele verloren gegangen. Es ist ein sehr glattes Spiel“, sagt sie. „Ich find’s einfach ein bisschen fad, für mich gibt es wenig Reiz, das noch einmal zu spielen.“ So sei es „relativ egal, welche Karte ich ziehe“, sagt sie. „Es ist mir einfach zu wenig.“

Auch in unserem „Spielerischen Quartett“ ➜ ging es um „7 Wonders Architects“. Bernhard Löhlein lobte darin den „luftigen Einstieg“. Weiter sagte er: „Jeder, der am Spiel sitzt, hat das Gefühl, etwas Positives zu erreichen.“ Stephan Kessler kritisierte: „Zu häufig hatte ich das Gefühl, dass das Spiel eigentlich mich spielt. Ich hätte gerne mehr Optionen gehabt.“

¹ games we play: 7 Wonders Architects
² Rezensionen für Millionen: 7 Wonders Architects
³ Fux&Bär: Ist das gut oder kann das weg? – Folge 026
Spielfreu(n)de: 7 Wonders Architects
Spiel doch mal…: 7 Wonders Architects
WienXtra Spümaschin 25