Fast 60 Jahre dauerte dereinst der Bau der Akropolis in Athen. Ganz so lange spielt man „Akropolis“ (Jules Messaud bei Gigamic und Kobold Spieleverlag) nicht, deshalb haben unsere Jurymitglieder es auch in ihren jeweiligen Medien noch dieses Jahr geschafft, das Spiel zu besprechen und nicht erst 2080. Ob in dem Puzzlespiel eher Eulen nach Athen getragen werden oder doch köstlicher griechischer Spielewein eingeschenkt wird, haben wir hier zusammengefasst.
„Die gelben Märkte mögen keine Konkurrenz, deshalb müssen sie auf Abstand zu den anderen Märkten liegen“, erklärt Harald Schrapers das Spiel. „Die violetten Gotteshäuser wollen ihre Gemeinde um sich scharen, deshalb punkten sie komplett umschlossen. Blaue Wohnviertel sollen eine große zusammenhängende Gemeinschaft bilden. Und die roten Garnisonen sorgen für Sicherheit nur am Rande der Stadt. Akropolis hat thematisch gut erklärten Regeln, obwohl es letztlich doch eher abstrakt wirkt. Denn wir müssen in unseren Ort auch noch Sterne in den passenden Farben einbauen, die als Multiplikatoren dienen.“
„Was zunächst ziemlich trocken aussieht, entwickelt schnell eine ziemliche Faszination“, schreibt Schrapers. „Denn das einfache Grundgerüst sorgt für erstaunlichen Tiefgang. Ich nehme mir aus der Auslage das vorne liegende Stadtplättchen, das aus jeweils drei Ortsteilen besteht, und puzzele es an meine bereits vor mir liegenden Plättchen an.“ Dabei gäbe es zwar einiges zu bedenken, ein Grübelspiel sieht Schrapers allerdings in „Akropolis“ nicht. „Akropolis spielt sich sehr flott“, schreibt er. Schrapers fühlt sich von dem Spiel an das aktuelle Spiel des Jahres, „Cascadia“, erinnert. „Man wählt aus einer Auslage ein Plättchen, um daraus eine persönliche Land- oder Ortschaft zu bauen. Lebewesen, die in ‚Cascadia‘ für eine zweite Ebene gesorgt haben, gibt es bei ‚Akropolis‘ nicht. Stattdessen kann man in die Höhe bauen. Ich darf mit einem Stadtplättchen andere überbauen. So schaffe ich eine zweite, dritte und ganz selten auch vierte Ebene“, schreibt Schrapers. Obwohl jeder seine eigene Akropolis puzzelt, sieht Schrapers in „Akropolis“ kein solitäres Spiel: „Es ist gut, gelegentlich darauf zu achten, was die Gegnerin tut, insbesondere bei den etwas seltener vorkommenden Gärten.“ Taktisch gelte es, „Schwerpunkte zu setzen, sich auf wenige Ortsteiltypen zu konzentrieren und andere auch schon einmal beherzt zu überbauen. Dann kommt einem die grafische Gestaltung auch nicht mehr so trist vor: Denn am Ende zählen die spielerischen Werte.“¹
Johanna France findet in „Akropolis“ „eine total coole Kombination aus verschiedenen Mechanismen, die sich alle bekannt anfühlen.“ Unter anderen sieht sie Ähnlichkeiten mit „Kingdomino“. „Ich habe mich bei den ersten Spielen ein wenig mit der Übersichtlichkeit schwer getan“, sagt sie, „weil man viele Sachen hat, auf die man achten muss. Da braucht man ein bisschen, bis man da vollständig reingekommen ist.“ Das allerdings sei auch ein Vorteil. Zwar sei das Spielgefühl ähnlich wie bei „Kingdomino“, „aber ich finde, dass da noch eine Spur mehr drin ist, mehr, worauf man achten kann, auch andere taktische Tiefen, obwohl die Regeln sehr einfach sind.“ Deshalb sei „Akropolis“ ein „tolles Einstiegsspiel“.²
„Akropolis holt jeden ab, weil man schnell loslegen kann und das Bauen eine ansprechende Aufgabe ist“, schreibt Christoph Schlewinski. Wer ein vielschichtiges Spiel suche, werde „Akropolis“ zwar auf Dauer zu eintönig finden. „Aber für die, die es gern griffig und kompakt haben, ist es genau richtig“, schreibt Schlewinski. „Mich, der oft mit neuen Leuten spielt und besonders mit welchen, die kaum bis gar keine Spiele kennen, fasziniert ‚Akropolis‘ auf Dauer.“ Für ihn ist das Spiel „ein sehr guter Einstieg ins Plättchen-Lege-Genre, auf diesem Fundament kann ich aufbauen und nach einiger Zeit andere, vielleicht etwas ungewöhnlichere Titel auf den Tisch bringen.“³
Für Julia Zerlik hat „Akropolis“ „alles, was ein Familienspiel braucht. Es ist einfach erklärt, aber trotzdem nicht einfach zu spielen. Man hat jedes Mal wieder eine neue Herausforderung.“ Gelungen findet sie hier die Lernkurve. Alle könnten ab der ersten Partie mitspielen, dennoch gäbe es in späteren Partien durchaus spielerische Entwicklung und es seien taktische Entscheidungen zu treffen. Allerdings „auf einem Niveau, dass man es wunderbar auch mit Leuten spielen kann, die nicht so geübt sind.“ 20, 25 Minuten dauere das Spiel – für Zerlik eine gute Zeit, um gleich noch eine Partie anzuhängen. Nur die beiliegende Variante hat Zerlik nicht so gut gefallen. Diese sei „komplizierter vom Rechnen her“, weil es hier – abgesehen von den Punkten und Multiplikatoren wie in der Basisvariante – noch Extrapunkte gibt. Ein Mehrwert sei hier nicht erkennbar. „Die Variante schadet aber auch nicht. Ich spiele aber lieber das Grundspiel, weil es rund ist, weil es alle anspricht.“ Auch nach vielen Partien hätte sie noch nicht genug davon.⁴
„Der Versuch, mehreres unter einen Hut zu bringen, nämlich eine oder vielleicht auch zwei Farben massiv und inklusive der Sterne zu sammeln, die Teile punkteträchtig anzuordnen, schnell und mehrfach in die Höhe zu bauen und dabei möglichst nur Steinbrüche zu überdecken, macht Spaß“, schreibt Udo Bartsch. Für ihn ist „Akropolis“ ein flott gespieltes, schön geradliniges und deshalb unkompliziertes taktisches Legespiel. Viel Kontrolle über das Spielgeschehen gäbe es den Spieler:innen allerdings nicht: „Der Erfolg ist davon abhängig, welche Teile wann und an welcher Stelle in den Markt kommen. Im Verhältnis zur Spieldauer ist das durchaus passend, auch wenn sich für mich der anfängliche Reiz nicht ganz gehalten hat.“ Früher oder würde das Spiel dadurch gleichförmig. „Es entstehen Automatismen“, schreibt Bartsch, zumal in einigen Situation die Entscheidungsfreiheit zu klein sei. „Die nüchterne Optik mag zu meiner emotionalen Zurückhaltung beitragen. Schließlich macht eine Spielwelt, die man immer wieder gerne anschaut, oft den Unterschied zwischen dem, was man erneut auf den Tisch bringen möchte, und dem, was nicht.“⁵
Auch in unserem spielerischen Quartett war „Akropolis“ bereits Thema. Nico Wagner sagte dort: „Das gefällt mir sehr gut, was da an Kniffligkeit drinsteckt.“ Man käme aber dennoch schnell in das Spiel hinein. „Da ist das Puzzle-Element sehr schön runtergebrochen.“ Einige Detailfragen in den Regeln sind für ihn allerdings nicht eindeutig geklärt. Das seien aber Kleinigkeiten. Er sei „ziemlich begeistert“.
Bernhard Löhlein fand im spielerischen Quartett: „Ich würde das jederzeit wieder spielen, weil es diesen ruhigen, eleganten, dahinfließenden Mechanismus hat.“ Dadurch, dass die eigene Akropolis unaufhörlich wachse, stelle sich ein dauerhaft „positives Spielgefühl“ ein. Viel neues böte das Spiel jedoch nicht. „Wenn man in den letzten Jahren schaut, hatten wir viele Spiele, wo man aus der Auslage etwas nimmt und in sein eigenen Spielbereich hineinnimmt.“ Auch ihn erinnert „Akropolis“ an „Cascadia“ oder „Kingdomino“. „In der Spitze kann ‚Akropolis‘ nicht mithalten.“ Das allerdings sei nur relevant für Menschen, die viel spielen.⁶