Die Hand Gottes in Aktion: In dem Schnips-Spiel „Flick of Faith“ (Paweł Stobiecki, Jan Truchanowicz und Łukasz Włodarczyk bei Mirakulus und Awaken Realms lite) geht es darum, mit flinken Fingern Propheten über eine Insellandschaft zu verteilen. Unsere Jurymitglieder haben sich in ihren jeweiligen Medien der göttlichen Geschicklichkeitsprüfung gestellt.
„Die eher ungewöhnliche Form der Box ist der zusammengerollten Spielmatte geschuldet, auf der wir als Götter im Spielverlauf unsere Propheten herumschnipsen“, erklärt Tim Koch das Spiel. „Mindestens fünf dieser kleinen Holzscheiben stehen uns jede Runde zur Verfügung und werden vom Rand aus zielgerichtet auf vier Inseln geschossen. Wer dabei einen besonderen Bereich auf der Insel trifft, darf seinen Propheten durch einen Tempel ersetzen. Der ist einerseits deutlich größer und wird andererseits am Rundenende nicht abgeräumt. Ein lohnendes Ziel ist auch die Mitte des Plans, verspricht diese doch direkt ein paar Siegpunkte. Ansonsten punktet, wer am Ende einer Runde auf einer Insel vertreten ist oder, noch besser, dort die Mehrheit hat.“
Über ein „klassisches Geschicklichkeitsspiel“ hinaus gehen dabei mehrere Elemente, vor allem aber die Gesetzeskarten, schreibt Koch. „Zwei davon werden zu Beginn jeder Runde gezogen, eine wird per Abstimmung gewählt. Stets werden dabei die Regeln manipuliert, zusätzliche Punkte ausgeschüttet oder die Spieler vor ganz neue Hindernisse gestellt.“ Dazu kämen noch verschiedene Götterfähigkeiten. „Einiges zu entdecken also, für ein eigentlich simples Spiel.“ Dennoch seien die Regeln nicht kompliziert, man könne sofort mit dem Schnipsen beginnen. „In Vollbesetzung ergeben sich dabei sehr schnell intensive Partien voller Gelächter, Fluchen und Schadenfreude.“ Die Gesetzeskarten höben „das Werk aus der Masse heraus.“ Zu kritisieren seien aber auch genau diese besonderen Elemente, die viel „Verwaltungsaufwand“ mit sich brächten. „So sind die Gesetzeskarten nicht immer ganz einfach zu verstehen. Bis über zwei davon entschieden wurde, geht durchaus die eine oder andere Minute ins Land. Gleiches gilt für die Wertungsphase, insbesondere, wenn Gesetzeskarten diese beeinflussen.“ Zwar gefällt Koch „Flick of Faith“ generell – jedoch wünscht er sich weniger Verwaltung und mehr Schnipsspaß. Die Wertung fällt als ganz leicht gelbliches Grün aus.¹
Auch Martina Fuchs findet in ihrem Podcast, dass die Gesetzeskarten das Element sind, „was das Spiel innovativ macht. Es ist schon lustig, wenn man dann die eine Runde nur mit dem kleinen Finger, die nächste Runde mit hochgestellten Scheiben schnipsen muss. Es verändert sich in jeder Runde wie man spielt.“ Positiv hebt sie die „Abwechslung“ hervor, die sich daraus ergibt. Wer allerdings Schnips-Spiele generell nicht möge oder nicht geschickt genug dafür sei, könne sicherlich auch mit „Flick of Faith“ eher wenig anfangen – trotz der Abwechslung: „Wenn man eh schon Schwierigkeiten hat, normal zu schnipsen und dann auch noch mit dem kleinen Finger oder mit zwei Fingern gleichzeitig, dann weiß ich überhaupt nicht mehr, wie ich schnipsen soll“, sagt Fuchs, „muss man mögen.“²
Auch Julia Zerlik und Christoph Schlewinski haben sich zum Götterwettstreit auf Schnipsbasis getroffen. „Da war ich angetan“, urteilt Christoph Schlewinski. Die unterschiedlichen Götterfähigkeiten seien „kreativ“, aber „der eigentliche Hingucker ist das Deck aus Karten“, sagt er. „Es verändert das Spiel ungemein.“ Zu zweit könne man „gezielter spielen“, im Spiel zu viert läge der Reiz eher darin, „dass mehr Unfälle passieren.“ Julia Zerlik schließt sich dem Lob für „Flick of Faith“ gerne an. „Besonders toll“ findet auch sie die Gesetzeskarten. „Es gibt interessante und lustige Dinge, die da passieren können“, sagt sie und findet das Spiel sehr abwechslungsreich. „Ich war sehr positiv überrascht.“ Auch für das Material hat Zerlik ein Lob übrig: „Auf dieser Matte kann man sehr gut spielen“, sagt sie. „Da gibt es gar nichts zu meckern.“³