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Kritikenrundschau: FTW?! – hohe Mathematik der kleinen Zahlen

Karten aufsteigend in der Tischmitte sortieren: So kompliziert kann das ja nicht sein, selbst wenn man es gemeinsam tut. In „FTW?!“ (Friedemann Friese bei 2F) gibt es da allerdings den einen oder anderen Kniff und vor allem einiges an Kopfrechnen. Unsere Jurymitglieder haben sich in ihren jeweiligen Medien an der Kartenmathematik versucht – und ihre Plus- oder Minuspunkte vergeben.

„Ziel ist es, Karten passend auf den Stapel in der Tischmitte abzulegen“, erklärt Harald Schrapers das Spiel. Am Ende solle man eine möglichst – bis auf die für die Siegpunkte entscheidende eine Karte – leere Hand haben. Alle Karten, die darüber hinaus überflüssigerweise noch hat, seien Minuspunkte. „Wer nicht passend legen kann – Zahlen müssen aufsteigend gelegt werden – muss eine Karte vor sich auslegen und nachziehen. Die Karte in der Auslage kann später als ‚Hilfskarte‘ verwendet werden, deren Wert zu dem einer eigentlich zu niedrigen Karte addiert wird.“

Schrapers findet „FTW?!“ nicht „wirklich intuitiv“. Das aber mache die besondere Raffinesse aus. Man brauche „erst eine Proberunde, um den ziemlich genialen Kern des Spiels zu erkennen, das taktisch recht knifflig ist“. Das Spiel habe ein raffiniertes Konzept, schreibt er, und sei eines der Spiele, die im diesjährigen „starken Kartenspieljahrgang“ besonders auffielen. Ganz ohne kritische Anmerkungen kommt „FTW?!“ bei Schrapers allerdings nicht weg: „Dass man bei ‚FTW?!‘ vor Beginn einer Runde je drei unliebsame Karten an die rechte Nachbarin schiebt, hat nur ganz selten eine praktische Auswirkung. Denn vom linken Nachbarn bekommt man meistens sehr ähnliche Karten“, meint er. Außerdem erzeuge das Spiel manchmal hohe Siegpunktdifferenzen. Das sei nicht schön, „weil es das Gefühl der Uneinholbarkeit erzeugt“. ¹

Für Manuel Fritsch ist „FTW?!“ ein „supersimples Spiel, superschnell gespielt“. Doch das Erklären sei oft schwierig. „Was verlangt meine Hand von mir? Brauche ich viele Hilfskarten, brauche ich wenig? Baue ich Druck auf? Das steckt so tief in diesem Spiel drin, dass man da zwei, drei Runden braucht, um überhaupt zu sehen, wie man dieses Spiel spielt.“ Auch in großen Gruppen funktioniere das Spiel „ganz gut“, findet Fritsch.²

Auch bei Nico Wagner hat es mit „FTW?!“ eine Weile gedauert. „Ich war auch nach ein paar Partien nicht so ganz sicher, wie ich das richtig spiele“, sagt er. Dann allerdings sei es „taktischer, als man am Anfang denkt“. Man versuche, möglichst gute Hilfskarten zu nehmen. Oder man versuche, „eine hohe Karte aus der Mitte zu nehmen, in der Hoffnung, dass du die dann am Schluss werten kannst“. Allerdings findet er auch ein paar Schwachstellen, die etwas damit zu tun haben, dass das Kartenblatt zufällig unfair verteilt sein kann oder große Punktedifferenzen entstehen können. „Aber es ist immer witzig“, sagt Wagner, „man hat dieses Kartenklopper-Feeling.“³

Auch für Tobias Franke zündet „FTW!?“ nicht direkt. „Erfahrungsgemäß braucht es meist ein paar Runden, bis ein Großteil der Mitspielenden ein Gefühl für das Spiel entwickelt hat“, schreibt er. „Ab diesem Zeitpunkt kann ‚FTW?!‘ mit seinem vorhandenem Potenzial glänzen. Denn nun kann ich besser abschätzen, was mit meinem Blatt möglich ist und was nicht.“ Dann aber würde „mächtig taktiert“, schreibt Franke. „Dabei hilft es mir, sehr genau die Spielweisen meiner Mitspielenden zu beobachten und dadurch Rückschlüsse zu ziehen. Wer will vielleicht das Spiel schnell machen? Oder werden erst einmal gemütlich eigene Kartenpools aufgebaut?“ In diesem Zusammenhang findet er auch „nicht zu unterschätzen“, dass zu Beginn der Runde drei Karten nach rechts weitergegeben werden müssen. „So kenne ich also schon den Wert von drei Karten, auf die ich später reagieren kann“, schreibt er. Für Franke ist „FTW?!“ ein „sehr cleveres Kartenspiel, das mit ein paar Gewohnheiten bricht, die wir uns im Verlaufe des Spieler-Lebens angeeignet haben. Deswegen fühlt es sich beim ersten Mal auch etwas unrund und ungewohnt an. Allerdings lohnt es sich, am Ball zu bleiben.“

¹ brett-spiel.de: Uno-Mau-Mau-Derivate: FTW?! vs. Passt nicht!
² Insert Moin: Le Brett vom 20.2.24
³ Brettagoge #221
Fjelfras.de: Speed-Dating: Surfosaurus MAX, Passt nicht!, FTW?!, Trio und Punktestadt