Würfel können bekanntermaßen zweischneidige Schwerter sein. Oder besser sechsschneidige. In „King of 12“ (Rita Modl bei Corax Games) sogar zwölfschneidig. Aber nicht nur Würfel spielen in dem Spiel eine Rolle, es geht auch um Karten. Unsere Jurymitglieder haben sich in ihren jeweiligen Medien an den Spieltisch gesetzt und ihr Würfelglück ausgelotet – und noch dazu kräftig nachgeholfen.
„Jeder Spieler bekommt einen zwölfseitigen Würfel, der vor Rundenbeginn geworfen wird. Wer die höchste Zahl hat, gewinnt zwei Siegpunkte.“ Nein, so einfach ist das Spiel nicht, keine Sorge: „Doch glücklicherweise liegen in der Box nicht nur Würfel, sondern auch Karten. Bevor es zur Wertung kommt, legt jeder Spieler eine davon geheim aus. Dabei verdoppelt der Alchimist temporär den Würfelwert, mit der Wandlerin wenden wir den Zwölfseiter und der Ritter sorgt dafür, dass der niedrigste Wurf gewinnt“, erklärt Tim Koch das Spiel. „Immer dann, wenn zwei oder mehr Spieler die gleiche Karte spielen, wird diese wirkungslos abgeworfen. Wenn zwei Spieler das gleiche Würfelergebnis haben, negieren sie sich. Selbst wenn mehrere Spieler am Ende der Runde gleich viele Siegpunkte haben, schießen sie sich dadurch gegenseitig aus dem Rennen. Wer dennoch die meisten Punkte sammeln konnte, muss für die Folgerunde dauerhaft mit einer Karte weniger leben. Nur wer mit diesem Handicap noch einmal gewinnt, ist am Ende tatsächlich der King of 12.“
„‚King of 12‘ kommt auf den ersten Blick wie ein und flottes kleines Spiel daher“, schreibt Koch. Dennoch spielten sich gerade die ersten Partien eher holprig. „Die vielen verschiedenen (und nicht immer intuitiven) Fähigkeiten bremsen den Spielfluss dabei ebenso aus, wie das ständige Vergleichen von Karten und Würfelergebnissen.“ Sobald das Regelwerk aber einmal sitzt, schreibt Koch, bekäme man es mit einem „klassischen Bluffspiel“ zu tun. „Das hat seinen Reiz und sorgt, gerade wenn die Mitspieler erfolgreich durchschaut wurden, für Schadenfreude“, schreibt er. „So richtig warm werde ich mit dem Konzept dennoch nicht.“ Zu groß sei – gerade mit vier Spieler*innen – der Zufallsfaktor. „Einerseits sorgt es für Lacher, wenn der mit großem Abstand Letztplatzierte gewinnt, weil die Führenden sich punktgleich gegenseitig ausknocken. Andererseits drängt sich dann eben auch das Gefühl auf, dass das Spiel davor gänzlich irrelevant war“, schreibt Koch. So bekommt „King of 12“ bei bei ihm eine dunkelgelbe Wertung.¹
Zu dritt und zu viert, findet Harald Schrapers „King of 12“ „im Grunde gut.“ Es sei ein glücksbetontes Spiel, „das zwar durch das Mitzählen beeinflusst werden kann. Doch allzu viel Mühe sollte man sich dabei nicht machen, denn es macht dann besonders Spaß, wenn man es aus dem Bauch heraus spielt“, schreibt er. Das münde in ein „chaotisches Ergebnis, was für den Witz des Ganzen sorgt.“ Einen großen Nachteil sieht Schrapers allerdings in der Gestaltung von „King of 12“: „Ich könnte ‚King of 12‘ uneingeschränkt empfehlen, wenn die Gestaltung der Karten eine andere wäre. Bereits die Namensgebung der Karten ist komplett missglückt. Statt ‚Alchemist‘ hätte man groß ‚mal 2‘ auf die Karte schreiben müssen, denn sie verdoppelt den Würfelwert.“ Dies sei funktional „eine der schlechtesten Kartengestaltungen, die es gibt. Die Bilder sind kontraproduktiv, die Bezeichnungen der Karten sinnfrei – und der Verzicht auf jede Symbolik ist völlig unverständlich.“ Trotzdem zeigt der Wertungspfeil bei Schrapers knapp nach oben.²
Auch bei Christoph Schlewinski und Julia Zerlik sorgt „King of 12“ für gegensätzliche Meinungen. Zwar findet Zerlik, dass das Spiel im Grunde „hervorragend funktioniert.“ Doch so richtig warm wird sie mit „King of 12“ nicht. „Der Mechanismus liegt mir nicht“, sagt sie. „Ich finde es total nervig, dass sich diese Gleichstände aufheben.“ Immerhin: „Ich finde interessant, dass man den Würfel eigentlich nicht manipuliert, also dass man ihn einmal wirft, und dann ist es so.“ Dass auf der Packung des Spieles allerdings angegeben ist, dass „King of 12“ auch für zwei Spieler geeignet sei, stört sie: „Dieses Spielprinzip ist nicht für zwei Spieler gemacht.“
Schlewinski stimmt soweit zu, dass „King of 12“ nur zu dritt oder zu viert „richtig gut“ funktioniere. Gut gefällt ihm die Kombination von Stichspiel und Würfelspiel: „Das ist auch mal was Neues.“ Überhaupt sieht er Potential für mehr in „King of 12“: „Man kann überraschend viele Konstellationen erzeugen“, sagt er. „So interessant fand ich das schon, dass ich da gerne noch weiter die Tiefe ausloten möchte.“³