Wo sich Verbrecher die Klinke in die Hand geben: „MicroMacro: Crime City“ (Johannes Sich bei Edition Spielwiese und Pegasus Spiele) ist ein putzig illustriertes Spiel, das vor Kriminalfällen nur so strotzt. Wie das zusammen passt? Finden wir es heraus. Unsere Jurymitglieder haben sich ihre Trenchcoats angezogen und sich als Ermittler und Ermittlerinnen in die Stadt mit der wohl höchsten jemals gemessenen Kriminalitätsrate gewagt.
„An jeder Ecke auf dem 75 Zentimeter auf 110 Zentimeter großen Standplan ist ein Mord zu finden. Begleitet durch Karten können 16 Fälle kooperativ gelöst werden, indem die Umgebung des Tatorts gut studiert wird. Alle Zeitebenen werden dabei auf einmal dargestellt. Hat etwa der getötete Clown noch einen Luftballon in der Hand, dann wird er diesen wohl zuvor erworben haben. Also wird in der Nähe nach einem Luftballonverkäufer gesucht, der sich dann auf dem Jahrmarkt findet. Dieser hat viele Geldscheine in seiner Hosentasche, und nicht unweit sehen wir eine Szenerie, wo dieser Verkäufer dieses Geld erhalten hat. Wir verfolgen weiter …“, erklärt Stephan Kessler das Spielprinzip.
Dabei gefällt ihm das Spiel sehr gut: „Piffig und abwechslungsreich“ seien die Fälle, das Spielsystem „wirkt innovativ, ohne die Welt auf den Kopf zu stellen. Selbst Personen ohne große deutsche Sprachkenntnisse konnte ich über die Bilderwelt in das Spiel einführen und begeistern“, schreibt er. Nur dass die Morde und Verbrechen tatsächlich – wie auf der Packung angegeben – schon für Kinder ab acht Jahren geeignet sind, bezweifelt er.¹
Tim Koch kann sich dieser Einschätzung anschließen: „Spielerisch können auch Achtjährige ihren Spaß haben, die Themen sind aber oft alles andere als kindgerecht“, schreibt er. Auch benötige man gute Augen und optimale Lichtverhältnisse für das Spiel, das zudem mit mehr als zwei Mitspielenden nicht ganz so gut funktioniere. „Trotz der kleinen Macken macht ‚MicroMacro‘ einfach unglaublich viel Spaß. Allein die kreativen und liebevollen Details des Plans können stundenlang fesseln. Überall gibt es etwas zu entdecken, auch abseits der eigentlichen Aufgaben ist in Crime City richtig viel los“, schreibt er. „So viel Spaß hatte ich mit einem Wimmelbild schon lange nicht mehr.“ Dementsprechend ist Kochs Wertung auch ein deutliches, wenn auch helles, grün.²
Auch Bernhard Löhlein findet Positives an „MicroMacro“: „Wie ein Sog ist dieses Spiel über mich hereingebrochen“, sagt er in seiner Radiosendung. „Ich wollte — ich konnte! — mich dem gar nicht mehr entziehen. Noch ein Rätsel und noch eines. Und diese Fälle sind alle witzig gestaltet, und hinter der Auflösung liegt meist ein raffinierter Clou. Dieses Wimmelbild ist einfach klasse.“³
Martina Fuchs und Manuel Fritsch haben sich virtuell getroffen, um über die Fälle in dem verbrecherischen Wimmelbild zu sprechen. Fuchs‘ größer Kritikpunkt an dem Spiel ist, dass es mit mehr als drei Mitspielenden schwierig ist, wenn alle auf den Spielplan schauen wollen. „Zu dritt ist es so, dass einer in die Rolle kommt: Ich lese die Tipps vor, und zwei suchen.“ Gerade mit mehreren Kindern, die selbstverständlich alle den nächsten Hinweis finden wollten, gestalte sich das Spiel schwierig. Dennoch findet sie: „Es ist ein schönes, lockeres Spiel, das auch mal zehn Minuten dauert oder eine Viertelstunde.“ Nur die Themen seien im Familienbereich problematisch. Die Morde seien zwar nicht schlimm gezeichnet. „Aber man muss gucken: Kann mein Kind damit umgehen?“
Das wichtigste Utensil für das Spiel sei gutes Licht, betont Manuel Fritsch, der das Spiel als „clever“ bezeichnet. „Wimmelbild, da war ich erstmal abgeschreckt“, sagt er. „Aber als ich das dann auf dem Tisch hatte, muss ich schon sagen: Das macht verdammt viel Spaß. Das hätte ich gar nicht erwartet, ehrlich gesagt.“ Er spricht eine „dicke Empfehlung“ für „MicroMacro: Crime City“ aus, „gerade auch zu zweit, wenn man was für lange Winterabende sucht“, sagt Manuel Fritsch.⁴
Auch Christoph Schlewinski und Julia Zerlik haben sich gemeinsam über das Wimmelbild gebeugt. „Ich bin total überrascht davon. Die Idee ist neuartig“, sagt Schlewinski. „Da muss man wirklich vor Respekt den Hut ziehen. Da ist soviel Arbeit reingegangen, soviel Gehirnschmalz. Das finde ich ganz hervorragend.“ Zerlik schließt sich der positiven Meinung gerne an: „Man entdeckt soviel“, sagt sie und findet das Spiel „total genial“. Beiden fällt außerdem positiv auf, dass das Spiel eine sehr niedrige Einstiegsschwelle hat. Im Prinzip stünde die komplette Spielregel schon auf der Spieleschachtel.⁵
Auch in unserem „Spielerischen Quartett“ war „MicroMacro“ Thema. Harald Schrapers hatte es mitgebracht und findet, es sei „das ungewöhnlichste und bemerkenswerteste“ Spiel. „Das muss jeder haben.“