Stein für Stein entsteht etwas – und in letzter Zeit auch mehr und mehr für Erwachsene. Die Faszination für Lego ist ungebrochen. Vermutlich war es da nur eine Frage der Zeit, bis die schwedischen Klemmbaustein-Experten einen neuen Versuch starten, Spielzeug und Brettspiel zu kombinieren – dieses Mal sogar mit dem eigenen Spielstudio namens Dotted Games. Dieser Versuch heißt „Monkey Palace“ (von David Gordon und Tam Myaing bei Lego). Die Jurymitglieder der Jury Spiel des Jahres haben sich Steinchen und Spiel angeschaut.
„Wir errichten einen Affenpalast. Wir verwenden die Steine in unserem Vorrat, um neue durchgehende Treppen anzulegen. Immer ausgehend vom Boden, so hoch wie möglich. Mit beliebig großen Stufen. Dank der Legosteine in vier unterschiedlichen Farben, die für das Spiel jedoch irrelevant sind, und Dekorationselementen entsteht nach und nach ein Gebilde, das gut zum Thema passt und vor allem stabil bleibt“, erklärt Karsten Grosser das Spiel. „Dabei kommt es – bei einem Bauspiel wenig verwunderlich – ja genau darauf an, die beste Option für seinen Zug zu finden. Desto mehr Bögen ich verbaue, desto stärkere Affenkarten erhalte ich, die wiederum den Steinenachschub steuern.“

„Bei ‚Monkey Palace‘ konzentriert sich Dotted Games nun auf das, wofür Lego im Grundsatz steht: aufs Bauen, aufs Gestalten“, schreibt Grosser. „Hier zeigt das Material seine Klasse.“ Er kritisiert allerdings die „sperrig formulierten Bauregeln“, die Menschen mit wenig räumlichem Vorstellungsvermögen den Einstieg erschwerten. „Gleichwohl weckt ‚Monkey Palace‘ Lust, immer wieder einen neuen Palast zu bauen“, findet er und bewertet das Spiel als eines der „reifsten Lego-Spiele, die bislang erschienen sind“. Für Grosser zwar „kein Grund zur Euphorie, aber ‚Monkey Palace‘ weckt Neugier auf das, was da in Zukunft noch kommen mag.“1
„Einen wirklich guten Ruf hatten die zwei Dutzend Lego-Brettspiele nicht, die vor 15 Jahren auf den Markt kamen“, weiß Harald Schrapers. Die Reihe startete 2009 und wurde 2013 eingestellt. „Jetzt gibt es ein neues Lego-Spiel. Ein Unterschied: Die Federführung bei der Spielentwicklung hat nun nicht mehr der dänische Lego-Konzern, sondern der französisch-schwedische Brettspielspezialist Asmodee.“ Das eigens gegründete Spielstudio Dotted Games solle entsprechend auch nicht nur ein Spiel produzieren. In „Monkey Palace“ hat Schrapers Freude am bauen, errichten und konstruieren, auch weil es mit einer Spielregel verbunden ist. „Das spielt sich schön und wird ziemlich schnell eine anspruchsvolle dreidimensionale Knobelaufgabe“, schreibt er. Allerdings müsse man oft lange überlegen, deshalb sei es besser zu zweit oder zu dritt zu spielen. „Neben der verbesserungswürdigen Spielanleitung gefällt mir das Finale nicht so gut“, lautet Schrapers’ Fazit, „weil dann plötzlich Schluss ist, obwohl man oft noch eine große Zahl an Lego-Steinen besitzt. So endet ein schöner Spielablauf etwas sehr abrupt.“2

„‚Monkey Palace‘ bewegt sich elegant auf der Schnittstelle zwischen Spiel und Spielzeug“, findet Maren Hoffmann. „Der Reiz des Lego-Bauens ist da, allerdings in ein sehr brettspieliges Regelwerk gegossen. Neue Steine muss man sich verdienen und dabei taktisch vorgehen.“ Dennoch: „Am Ende steht in der Mitte des Tisches immer eine sehenswerte Konstruktion, an der alle mitgebaut haben.“3
Auch in Schrapers’ Podcast reden er und Hoffmann noch einmal über das Spiel. „Es ist ein sehr eingängiges Spiel“, sagt Hoffmann dort und findet es „insgesamt sehr fluffig, es gibt eine Reihe von kleinen Entscheidungen zu treffen“. Sie lobt „die Reduktion auf diese zwei Formen und die wenigen Schmuckelemente“. Für Erwachsene sei sicher von Vorteil, „dass es nicht diese schrill-bunte Lego-Farbigkeit ist“, am Ende entstünde ein „ästhetisches Gebilde“. Das Spiele lebe „sehr von der Lego-Haptik, das Befriedigende des formschlüssigen Vernutens von Teilen, die man ineinandersteckt und die dann halten“. Beim beendeten Klemmbaustein-Werk sei auch „so ein gewisser Werkstolz im Spiel“. Zum Potential zukünftiger Lego-Spiele meint sie: „Ich kann mir vorstellen, dass da noch mehr Musik drinsteckt.“4