Kritikenrundschau: SETI – horch, was kommt von draußen rein?

Der Weltraum. Unendliche Weiten. Aber auch die Unendlichkeit beginnt ja im eigenen Hinterhof, im Fall von „SETI“ (Tomáš Holek bei Czech Games Edition) also in unserem Sonnensystem. Und da gibt es genug zu entdecken: Monde, Planeten, selbstverständlich, aber auch: Aliens. Unsere Jurymitglieder haben sich in ihren jeweiligen Medien auf die Suche nach dem außerirdischen Leben mit seinen sagenumwobenen Siegpunkten gemacht.

„In ‚SETI‘ entdecken wir garantiert in jeder Partie mindestens eine, in den meisten Fällen sogar zwei von insgesamt fünf verschiedenen Alienspezies. Trotz dieser Science-Fiction-Komponente bleiben die Kontaktaufnahme und die Interaktion mit den Unbekannten stets wissenschaftlich und nüchtern“, erklärt Manuel Fritsch das Spiel. „Das Entdecken der verdeckt ausliegenden Alientableaus bedeutet, dass neue, etwas stärkere Handkarten erworben werden können und eine einzigartige Spielmechanik hinzukommt. Ob wir selbst aktiv an der Entdeckung der Aliens mitwirken, ist optional.“ Mit dem Entdecken und Erforschen der Aliens sei es in dem Spiel allerdings nicht getan: „Weitere Spurenfunde lassen sich für weitere Siegpunkte und Belohnungen auch dem nun aufgedeckten Tableau der Außerirdischen zuweisen. Neben der Suche nach den Aliens gilt es, unsere eigene Wirtschaft und Wissenschaft ins Rollen zu bringen.“

Für Fritsch gehört „SETI“ „zur klassischen Kategorie der Eurogames, in denen wir nie genug Ressourcen haben, um all das zu tun, was wir eigentlich noch vorhaben.“ Das brächte „wunderbar viele knifflige Entscheidungen“ mit sich. Allerdings auch entsprechende Downtime: „In Vollbesetzung kann und wird das Spiel schon mal etwas mehr als abendfüllend ausfallen. Zu zweit und zu dritt ist es keineswegs schlechter, dafür spürbar flotter.“ Zwar entspinne sich während des Spiels ein Wettrennen um Siegpunkte, abgesehen davon gäbe es allerdings kaum „echte Interaktion“, schreibt Fritsch. „Spürbar dynamisch wird SETI durch das Timing bei der Forschung. Sie lässt das aus drei beweglichen Scheiben bestehende Sonnensystem rotieren. War die Venus eben noch in Reichweite meiner Sonde, kann schon eine kleine Drehung dazu führen, dass mein geplanter Zug zerschlagen wird.“ Entsprechen sei „SETI“ eben „kein Spiel, in dem ich mir eine Strategie fest vornehme – dazu bewegen sich wortwörtlich zu viele Elemente. Ich muss situativ Chancen erkennen und diese nutzen.“ Für Fritsch ergibt all das ein „nahezu perfektes Spiel“, schreibt er. „Es ist von Anfang bis Ende wunderbar thematisch eingebettet. Jede einzelne Karte beweist Liebe zum Detail und zeigt, wie sehr sich Autor und Redaktion für das Thema und die Wissenschaft dahinter interessieren. Spielerisch überzeugt ‚SETI‘ in jeder Phase und mit jeder weiteren Partie aufs Neue.“ Das Spiel sei dabei allerdings auch „hochkomplex“, aber eben nicht „kompliziert“, das wiederum sei der Anleitung und der Ikonografie auf den Karten zuzuschreiben. „Tomáš Holek ist mit seinem Debüt ein Meisterwerk gelungen, das in keinem Regal von Strategiespiel- und Weltraumfans fehlen sollte“, urteilt Fritsch.1

Das Lob bekräftigt Fritsch noch einmal in seinem Podcast, in dem er das Spiel in den gehobenen Kennerbereich einordnet. „Ich will gerade fast nichts anderes spielen, weil es alles hat“, sagt er dort. „Was ‚SETI‘ schön macht ist, dass es positive Science-Fiction ist“, was wiederum den Star-Trek-Fan in Fritsch anspricht. „Das Spiel macht meiner Meinung nach alles richtig.“2

Tobias Franke „mag manche Aliens mehr als andere“, sagt er. Einige der Alienspezies im Spiel seien wenig spektakulär. Andere wiederum brächten „mehr aus dem Spiel heraus“. Keine davon bringt für ihn einen richtig großen Twist in das Spiel. Andererseits sagt er: „Ich habe es noch nie erlebt, dass man sie ignorieren sollte. Die Aliens bringen schon starke Karten.“ Als positiv empfindet auch er, dass die Aliens nicht mit „Bedrohungsszenarien“ einhergehen. Vor allem aber lobt er die – auch einsteigerfreundliche – Variabilität des Spiels. Zu Beginn sei der Regelaufwand zwar hoch, aber „ich bin nicht gezwungen jede Party mitzumachen“, sagt er. Das Spiel „gäbe eine Leitlinie vor, ohne dass du auf festen Bahnen bist“ und vertieft: „Ich habe in meinen ersten drei Spielen keine Sonden hochgeschickt. Im Einstieg kann ich sagen: Das eine ist mir vielleicht zu kompliziert, ich konzentriere mich mal auf das andere.“ Nach einigen Partien sehe man dann die Verzahnungen und könne mehr Punkte aus dem Spiel herausholen. Dabei fühlt sich für ihn das Spiel zu zweit anders an als zu viert. Er findet es sehr reizvoll, beide Arten des Spiel zu genießen. Entscheidungen könnten allerdings recht lange dauern, gerade auch, weil das Spiel viele Möglichkeiten mit sich bringe. Das sieht Franke allerdings auch als Stärke: „Mir gefällt sehr gut, dass ich flexibel reingehen muss, dass ich gucken muss: Was für Karten bekomme ich? Was machen meine Mitspielenden?“, sagt er. Für Franke ist „SETI“ ein „Timingspiel“, das im Großen und Ganzen positiv und konstruktiv ablaufe. Insgesamt urteilt er, sei er ein „großer Fan dieses Spiels“, es sei ein „Ausnahmespiel“.3

Michaela Poignée gefällt das Thema von „SETI“, und sie sieht es im Spiel „wirklich gut umgesetzt“. Ansonsten hat auch sie Ressourcen-Probleme: „Man hat in diesem Spiel von allem ständig zu wenig und man muss alles optimieren. Man muss gucken: Wie quetsche ich aus allem, was ich habe, das meiste heraus“, sagt sie. Andererseits böte das Spiel eine große Bandbreite an möglichen Aktionen. Vor allem findet sie das „Entdecken der Alienspezies während des Spiels toll“. Allerdings: „Ich würde dieses Spiel maximal zu dritt spielen“, weil die Downtime recht hoch sein könne. „Das kommt auch daher“, analysiert sie, „dass hier alles sehr beweglich ist.“ Es sei ein komplexes Spiel, was allerdings durch die beiliegende Übersicht etwas aufgefangen werde. „Es steckt der Teufel im Detail“, sagt Poignée. „Es ist ein Expertenspiel, da muss man erst einmal hereinkommen.“ Gerade deshalb hat es für sie aber auch „einen sehr hohen Wiederspielreiz“. Das Spiel, urteilt sie, „gefällt mir richtig gut, es gibt so viele verschiedene Sachen zu tun.“4

  1. Spielbox 1/25: SETISfaction ↩︎
  2. Insert Moin: Le Brett vom 22.10.25 ↩︎
  3. Cocktails for Meeples 027: weit weg auf der Suche nach Aliens ↩︎
  4. Die Brettspieltester: Seti ↩︎