Search
Search Menu

Eine feierliche Preisverleihung mit emotionalen Höhepunkten

Ein Höhepunkte des Spielejahres fand am vergangenen Wochenende in Berlin statt: Die Preise Spiel des Jahres, Kinderspiel des Jahres und Kennerspiel des Jahres wurden im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung verliehen. Diese begann mit einem emotionalen Start, mit dem der Verein Spiel des Jahres an den im April verstorbenen Spieleautoren Klaus Teuber erinnerte. Dessen Spiel „Die Siedler von Catan“ habe „wie kein anderes den Weg dafür geebnet, dass das moderne Spiel ein breiteres Publikum findet“, hieß es in der Videowürdigung. „Wir vermissen Klaus Teuber und werden immer an ihn denken, wenn wir Erz gegen Schaf oder Lehm in Getreide tauschen.“

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Einige Neuerungen waren bei der diesjährigen Veranstaltung in der nhow Music Hall am Ufer der Spree zu sehen: Moderiert wurde sie nicht – wie in den vergangenen Jahren – vom Jurymitglied Manuel Fritsch alleine. Als zweite Moderatorin war die Jurorin Maren Hoffmann auf der Bühne. Außerdem wurde zusammen mit den Preisen Spiel des Jahres und Kennerspiel des Jahres auch das Kinderspiel das Jahres verliehen – dieses war über vielen Jahre getrennt von den anderen beiden Preisen in Hamburg gekürt worden.

Gäste auf der Bühne

Erstmals wurden die Gewinnerspiele von Gästen präsentiert. So durfte der kleine Elias Grüner aus der Spielegruppe von Jessica Ferg (sie gehört als Beirätin der Jury an) das Kinderspiel des Jahres verkünden: „Mysterium Kids“ von Antonin Boccara und Yves Hirschfeld, erschienen bei Libellud und Space Cow. Es sei ein kleiner Jahrgang gewesen, sagte der Koordinator der Kinderspieljury, Christoph Schlewinkski, im Rahmen der Veranstaltung. Gerade mal 80 Kinderspiele habe die Jury ausprobiert. Das sei noch den Schwierigkeiten bei der Entwicklung während der Pandemie geschuldet. „Aber wir hoffen, dass das jetzt in Bahnen geht, wo wir wieder in den dreistelligen Bereich kommen.“

Kinderspiel des Jahres: Mysterium Kids von Yves Hirschfeld (links) und Antonin Boccara (rechts). Dazwischen: Mathieu Aubert (Libellud) und Benoît Forget (Space Cow)

Auch eine Premiere: Die die Jury Spiel des Jahres und die Jury Kinderspiel des Jahres haben einen gemeinsamen Sonderpreis vergeben. Dieser ging an „Unlock! Game Adventures” (Cyril Demaegd bei Space Cowboys) und „Unlock Kids: Detektivgeschichten“ (Cyril Demaegd, Marie und Wilfried Fort bei Space Cow). „Das ist eine Reihe, die sich ständig verbessert hat“, so Jurymitglied Stephan Kessler. „Und dann hatten wir die Situation, dass die Kinderjury auch so empfunden hat“, beschrieb er die Entstehung des Sonderpreises.

Spieletreff in Krementschuk

Das Kennerspiel des Jahres – „Challengers“ von Johannes Krenner und Markus Slawitscheck, erschienen bei 1 More Time Games und Z-Man Games, präsentierte Mikhail Malyutenko, der aus der Ukraine angereist war. Vor dem Krieg lebte Malyutenko in Charkiw. Als seine Wohnung von russischen Raketen zerstört wurde, floh er nach Krementschuk, wo er einen Spieletreff für die Geflüchteten organisiert. Auch in den Luftschutzbunker bringt er Spiele mit. Viele Menschen in der Ukraine betrachteten Brettspiele als Hobby für kleine Kinder, sagt er auf der Bühne. Es gäbe seitens ukrainischer Verlage Bemühungen, das zu ändern. „Ich glaube, Brettspiele sind gut für die geistige Gesundheit“, sagte Malyutenko. „Und sie helfen vielen Menschen, während sie dort sind oder zu meinen Brettspielevents kommen. Brettspiele sind ein kultureller Wert, mit dem wir die Welt ein wenig besser machen können.“

Berichtet vom Spielen in der Ukraine: Mikhail Malyutenko (rechts)

➜ Artikel über Mikhail Malyutenko

Für den Vorsitzenden des Vereins Spiel des Jahres, Harald Schrapers, „stehen Spiele für Miteinander, für Toleranz und Akzeptanz. Alle sind eingeladen mitzuspielen, für alle gelten dieselben Regeln, alle sind gleichberechtigt. Das Spiel ist als Kulturgut Teil einer offenen und freien Gesellschaft“, so Schrapers. „Brettspiele können sogar Symbol dafür sein, Teil der freien Welt, Teil von offenen und liberalen Gesellschaften zu sein, etwa wenn man in der Ukraine lebt, wo die Menschen immer noch unter dem Terror der russischen Angriffe leiden.“

Kennerspiel des Jahres 2023: Challengers von Johannes Krenner (links) und Markus Slawitscheck (rechts)

Ehrung für „Scotland Yard“

Eine besondere Ehrung erfuhr zum 40. Jubiläum das Spiel „Scotland Yard“. Gründungsmitglied des Vereins Spiel des Jahres und damaliges Jurymitglied Jochen Corts sagte: „Es war die Überzeugung von Anfang an da, dass wir hier ein Spiel hatten, das völlig aus dem Rahmen der damaligen Zeit fiel.“ Der Verlag Ravensburger hatte das Spiel zu dessen 100-jährigem Jubiläum in Auftrag gegeben.

Das Spiel des Jahres – „Dorfromantik: Das Brettspiel“ von Michael Palm und Lukas Zach, erschienen bei Pegasus – wurde als Höhepunkt vom Journalisten Holger Siebnich verliehen, der im vergangenen Jahr in der Fernsehsendung „Wetten dass..?“ gewettet hatte, dass er alle Spiel-des-Jahres-Gewinner allein am Auschüttgeräusch erkennen könne.

Spiel des Jahres 2023: Dorfromantik von Michael Palm (links) und Lukas Zach (rechts)

➜ Podcastfolge mit Holger Siebnich über seine Wette

Die analoge und die digitale Welt

Eine Besonderheit des diesjährigen Jahrgangs ist, dass mit „Challengers“ und „Dorfromantik“ zwei Spiele ausgezeichnet wurden, die Videospiel-Vorlagen etwas eigenes machen. „Unsere Inspiration waren die Autobattler“, sagte einer der Autoren von „Challengers“, Johannes Krenner. „Wir sind Fans von dieser Art von Computerspielen.“ Deswegen sei ihr Ziel gewesen, wie bei einem Autobattler im Spiel „loslassen“ zu müssen, wenn man den zuvor kreierten Kartenstapel bejubelt. Co-Autor Lukas Zach sagte zum digitalen Vorbild des Gewinnerspiels, das dieses eh schon brettspielartig sei. Er und Michael Palm hätten deshalb sehr schnell den Verlag gefragt: „Könnt ihr uns diese Lizenz besorgen?“ Das Spiel sei in enger Zusammenarbeit mit dem Entwicklerteam des mit dem Deutschen Computerspielpreis für das beste Gamedesign ausgezeichneten Digitalspiel entstanden. „Das war vom ersten Moment an eine tolle Zusammenarbeit“, so Zach.