Gefördert: „Spielend lernen“ an der GHS Friedrich-Ebert in Duisburg
Wir sind die einzig verbliebene Hauptschule im Duisburger Westen. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund beträgt 80%, darüber hinaus betreuen wir z.Z. drei „Willkommensklassen“ mit insgesamt 61 Kindern ab 10 Jahren.
Speziell diesen Schülerinnen und Schülern haben wir im Schuljahr 2016/2017 wöchentlich im Stundenplan zwei Stunden für das Unterrichtsfach SPIEL ausgewiesen. Zusätzlich entscheiden die jeweiligen Klassenlehrer selbst, inwieweit und wie der Deutschunterricht im Spielezimmer stattfindet. Das ist ein eigens für dieses Projekt hergerichteter Raum, der eine vertrauensvolle „Wohlfühl-Atmosphäre“ durch Pflanzen, leise Musik und Spielecken schafft. Auch in den Pausen oder nach Absprache mit dem Projektleiter oder dem Schulsozialarbeiter ist das Spielezimmer geöffnet. Die Betreuung übernehmen zusätzlich auch Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe im Rahmen ihres Wahlpflichtfach-Unterrichts.
Diese zeichnen sich für die Auswahl der Spiele mitverantwortlich durch Internetrecherchen, ihre eigenen Erfahrungen und intensive Gespräche mit Herrn Roskothen, dem Inhaber eines Spielzeugladens in Duisburg – sowie durch Probespiele und dem Bekanntmachen mit Spielanleitungen in seinem Geschäft. Die Migrantenkinder waren überwältigt vom Anblick der unzähligen Spiele, die alle für sie gekauft worden waren. Behutsam führten der Projektleiter und die 10er-Schülerinnen und -Schüler die Kinder in die neue Welt ein. Dies erwies sich auch als notwendig, denn Kinder, die teilweise erst alphabetisiert werden müssen, kommen mit der Komplexität von Spielanleitungen gar nicht klar. Allerdings ließen sich hier auch erste Lernerfolge erkennen: Die pfiffigeren Kinder verstanden die mündlichen Erklärungen der Großen schnell und bemühten sich, die Spielregeln ihren Mitspielern verständlich zu machen, in deutscher Sprache.
Somit wird im Spiel die Kommunikationsfähigkeit gefördert, sie lernen zuzuhören und das Besprochene nachzuvollziehen. Besonders beliebt ist beispielsweise das Spiel „Dr. Eureka“ – vordergründig sind schnelle Aktionen und Fingerfertigkeit gefragt. Es gilt aber auch, mit Kritik und Niederlagen umzugehen – ein wichtiger Aspekt für die Integration! „Zicke Zacke Hühnerkacke“ und „Können Schweine fliegen?“ interessieren schon allein wegen ihrer Titel, vermitteln aber auch neben dem Spaß am Spiel Kernkompetenzen wie Entscheidungsfindung, Einordnung in Gruppen, Erkennen von Stärken und Schwächen, Übernehmen von Aufgaben und so weiter.
Wir können den Erfolg unseres Projekts nicht mit Instrumenten messen oder in Form von Diagrammen vorstellen, meinen aber inzwischen, Ansätze von Teamfähigkeit und Kommunikationsvermögen und vor allen Dingen eine Steigerung der sozialen Kompetenzen der Kinder im Unterricht, den Pausen und während der Projektarbeit zu erkennen. Da das Projekt auch im nächsten Schuljahr weitergeführt werden wird, hoffen wir, dass dieser Trend anhält.
Renate Rosenstengel, Vorsitzende der Fachkonferenz Deutsch und Leiterin der Schülerbücherei