Auch wenn, wie der Vorsitzende des Vereins Spiel des Jahres, Harald Schrapers, in seiner Rede betonte, 2020 alles anders sei: „Wir haben uns entschieden, diese Preisverleihung nicht ausfallen zu lassen. Weil wir es dem Kulturgut Spiel schuldig sind.“ Dennoch fand die Preisverleihung in diesem Jahr in einem kleineren Rahmen als gewohnt statt. Dafür aber waren zahlreiche Autoren und Autorinnen der nominierten Spiele per Videokonferenz aus Brasilien, Italien, den Niederlanden und Deutschland zugeschaltet. „Die große Bandbreite an Spielen beeindruckt einmal mehr“, sagte Schrapers. Eine besondere Würdigung erfuhr mit einem Videoeinspieler von Jurymitglied Julia Zerlik der Spieleautor Klaus Teuber, dessen Spieleklassiker „Die Siedler von Catan“ in diesem Jahr 25. Jubiläum feiert.
➜ Bildergalerie von der Veranstaltung
➜ Aufzeichnung der Preisverleihung
Mit dem roten Pöppel aufgewachsen
2020 wurde das Kennerspiel des Jahres zum 10. Mal verliehen, der Preis Spiel des Jahres sogar zum 42. Mal. Durch die Veranstaltung führte Jurymitglied Manuel Fritsch, der den Sprecher Bernhard Löhlein vertrat. Der Kritikerpreis Spiel des Jahres sei genau so alt wie er: „Ich bin mit dem roten Pöppel aufgewachsen“, sagte er.
Kommunikatives Stichspiel im Weltraum: „Die Crew“
Als Kennerspiel des Jahres 2020 wurde bei der Veranstaltung, die im nhow Conference Center an der Spree stattfand, „Die Crew“ (erschienen im Kosmos-Verlag) des Spieleautors Thomas Sing ausgezeichnet. Der zentrale Spielmechanismus ist der eines Stichspiels – allerdings als kooperatives Spiel gedacht, in dem nur eingeschränkt kommuniziert werden darf. „Für mich ist die Kommunikation das Herz des Spieles“, so Sing. Das Weltraumthema von „Die Crew“ hat eine reale Inspiration: „Das Spiel entstand, als der ISS-Kommandant Alexander Gerst in aller Munde war“, erzählt der Autor. In der Jurybegründung heißt es: „Kaum ein Spiel zuvor war in der Lage, den besonderen Charme von Stichspielen so auf den Punkt zu bringen.“
Kreativ mit ungewöhnlichen Materialien: „Pictures“
Als Spiel des Jahres wurde „Pictures“ (erschienen im PD-Verlag) des Autorenpaares Daniela und Christian Stöhr ausgezeichnet. In dem kreativen Bastelspiel geht es darum, aus ungewöhnlichen Materialien wie Schnürsenkeln, Bauklötzen, Stöcken und Steinen Fotos nachzubauen. „Uns war klar“, sagt Daniela Stöhr, „dass die fünf Materialien perfekt zusammenpassen.“ In der Jurybegründung heißt es: „Jedes Set fordert die Spieler auf andere Art heraus, und so ist der Anreiz zum Experimentieren enorm.“
Analoge Spielerfahrung
Die ausgezeichneten und nominierten Spiele hat die Jury aus gut 330 Spielen ausgewählt und diese zum Teil auch virtuell gespielt. Dennoch betont Harald Schrapers: „Die physische Anwesenheit eines Spiels, eines analogen Spiels, lässt sich nicht virtuell eins zu eins ersetzen. Die Menschen wollen wirkliche Brettspiele mit wirklichen Menschen spielen. Zirka 25 Prozent Umsatzplus während des Shutdowns waren die logische Folge.“