Wenn die Vögel zurückkehren, Blüten sprießen und saftiges Grün Gras und Bäume schmückt, ist es Zeit, etwas zu ändern. Genau so, wie die Natur sich ändert und alles neu macht. Die Winterspiele können jedenfalls bis zum nächsten Jahr eingemottet werden. Also her mit den luftig-leichten Frühlingsspielen!
Amsel, Drossel, Fink und Star
Frühling, das sind die Vögel, die ausgelassen beginnen zu zwitschern – klar, dass das Kennerspiel des Jahres 2019 „Flügelschlag“ (Elizabeth Hargrave bei Feuerland) da der perfekte Kandidat für Spielvergnügen mit Frühlingsgefühlen ist. Es kombiniert mit Liebe zum Detail komplexe Spielmechanismen und Ornithologie. Und wem die nordamerikanische Vogelwelt mit dem Amerikanischen Schlangenhalsvogel oder dem Zwergsultanshuhn für den europäischen Frühling zu weit entfernt ist, der darf sich freuen: Auch eine Erweiterung mit europäischen Vögeln ist seit einigen Monaten verfügbar.
Frühlingssalat
Wenn Schnecken kleine Schneckenfinger hätten und sie sich schlecken könnten, dann würden sich die Schnecken die kleinen Schneckenfinger nach lecker schmeckendem Salat schlecken. Weniger kompliziert als den vorhergehenden Satz auszusprechen ist „Curli Kuller“ (Marco Teubner bei Selecta, neu aufgelegt bei Pegasus, nominiert zum Kinderspiel des Jahres 2009). In dem Spiel geht es um ein Problem, das jeder kennt, der Nutzpflanzen anbaut: Die Schneckenattacke auf die Gemüsebeete. Nur, dass es in diesem Spiel darum geht, nicht die Pflanzen zu schützen – sondern möglichst die eigene Schneckenfamilie zu füttern. Die Größe des Spielfeldes bestimmen die Spielerinnen und Spieler selbst – Ziel ist es, mit den kugelrunden Schnecken nur die Salatpflanzen in der eigenen Farbe umzukegeln.
Motorisch problematische Käfersituation
„Move & Twist“ (Kerstin Wallner und Klaus Miltenberger bei beleduc, Empfehlungsliste Spiel des Jahres 2013) ist ein tolles Spiel für Kinder und Erwachsene – weil Kinder nämlich ihre Motorik trainieren und die Erwachsenen feststellen, dass ihre vielleicht auch ein wenig Training gebrauchen könnte. Ziel ist es, eine Blume wachsen zu lassen. Die wächst aber nur, wenn Geschicklichkeitsaufgaben erfüllt werden, bei denen es darum geht, fünf Marienkäfer aus Holz auf die eine oder andere Art zu balancieren, umherzutragen oder umzuschnippen.
Von Bienchen und Blümchen Bären
Endlich mal einen Korb kriegen! Auch die Bienen beginnen im Frühling wieder mit ihrem emsigen Summen, Sammeln und Bestäuben. Und es könnte ja so schön sein, Honig herzustellen, wenn da nicht immer diese Bären wären. „Honigbienchen“ (Reiner Knizia bei Amigo, Empfehlungsliste Spiel des Jahres 2015) ist ein Gedächtnisspiel, bei dem sich Bienen unter identischen Körben verstecken – es geht darum, die Biene von der gezogenen Karte wiederzufinden und damit den Bienenkorb zu gewinnen. Wenn allerdings ein Bär auf der Karte ist, schnappt der sich einen bereits erspielten Korb.
Renn, Wurm, renn!
„Da ist der Wurm drin“ (Carmen Kleiner, Kinderspiel des Jahres 2011) ist eigentlich ein glücksabhängiges Rennspiel. Es gehört eigentlich auch dringend auf die Liste der Spiele ab 3. Aber da es auch eine Frühlingsliste gibt, buddelt er sich jetzt hier durch. Man würfelt, nimmt sich ein Wurmteil in der erwürfelten Farbe und schiebt es in den Erdgang seines Wurmes. Auf diese Weise graben sich die Würmer der Spieler und Spielerinnen immer weiter dem Ziel entgegen. Und obwohl Kinder hier nichts beeinflussen können, lassen sie sich trotzdem ins Spiel fallen. Natürlich weil es ein Wettrennen ist, aber auch, weil das Material die Geschichte dieses Spieles so toll unterstützt. Die Würmer graben sich tatsächlich unter dem Spielplan hindurch und schauen ab und zu durch Löcher aus dem Plan heraus. Ältere Kinder können dazu noch Wetten abschließen, welcher Wurm wohl zuerst aus welchem Loch schaut. Schnell erklärt, schnell gespielt und eine Revanche wird auch gefordert. Es soll Kinder geben, die ihre völlig zerspielte Ausgabe wie einen Schatz hüten und überall mitschleppten. Wenn das mal kein Qualitätssiegel ist!
Ick bün all hier!
Altes Geschichtengut erzählt von langsamen Tieren, die schnelle Tiere überlisten und ihnen damit den Hochmut austreiben – bei dem altgriechischen Fabeldichter Äsop ist die Schildkröte dem Hasen zwar nicht in den Beinen, aber im Kopf überlegen. In Erzählungen aus Afrika ist der Elefant der überlistete. Bei den Brüdern Grimm ist es der Igel, der den Trick mit dem doppelten Tier veranstaltet. Ganz so alt wie diese Geschichten ist das Spiel „Hase und Igel“ von David Parlett (bei Ravensburger, seit 2008 in überarbeiteter Version) nicht. Aber es gewann 1979 den ersten Preis als Spiel des Jahres – und ist natürlich auch ein schön frühlingshaftes Spiel, das mit karotten- und salatbasierter Rennmechanik aufwartet, und, im Gegensatz zu den Rennen in den überlieferten Geschichten, tatsächlich voller Spannung und Technik steckt. Im englischen Original ist das Spiel übrigens näher an der Äsop-Geschichte als derjenigen der Grimms. Dort läuft es unter „The Hare And The Tortoise“.