Passend zum Spieletitel wird dieses Brettspiel nicht nur hohen spielerischen Anforderungen gerecht, sondern präsentiert sich auch in gediegener Aufmachung. Kleine Gemälde von alten britischen Schlössern und Adelssitzen zieren den Spielplan. Die Spielkarten sind im Detail liebevoll und doch gleichzeitig funktional gestaltet. Die Spieler schlüpfen in die Rolle spleeniger Lords, die skurrile Dinge sammeln und mit Ausstellungen ihrer Sammlungen an Prestige gewinnen wollen. Das meiste Ansehen hat gewonnen, wessen Spielfigur am Spielende an vorderster Stelle auf einem Rundkurs steht. Eigentlich nicht so originell, dieser Gedanke könnte sich aufdrängen. Doch die Art und Weise, wie man nach vorne kommt, macht den großen Reiz dieses Spieles aus.
Zu Beginn jeder Spielrunde muss geheim entschieden werden, an welchem Ort man sich aufhält, im Auktionshaus oder im Schloss. Alle Spieler geben dann durch gleichzeitiges Aufdecken der Ortskarte bekannt, wo sie sich in dieser Runde befinden. Zuerst werden die Aktionen im Auktionshaus durchgespielt. Auch dies geht zunächst geheim und dann mit gleichzeitigem Aufdecken der Aktionskarten vor sich. Es gibt die Möglichkeit, durch Ausspielen eines Schecks einen Kunstgegenstand zu erwerben. Werden mehrere Schecks gespielt, so gilt nur der höchste. Spielt ein Spieler eine Diebeskarte aus, so kann er sich den Scheck nehmen, der in dieser Runde dort in die Kasse gewandert ist. Mehrere Diebe behindern sich allerdings gegenseitig, und der Scheck bleibt in der Kasse. Nach dem Auktionshaus werden die Schlossaktionen abgewickelt. Wieder legt jeder, der sich im Schloss befindet, verdeckt eine Karte hin, mit der er seine Aktion ankündigt. Auch diese Karten werden gleichzeitig aufgedeckt. Es ist möglich, eine Ausstellung mit seinen Kunstgegenständen zu machen. Veranstalten mehrere Spieler gleichzeitig eine Ausstellung, so wird geprüft, welche Ausstellungen die wertvollsten sind. Denn nur zwei Spieler dürfen auf dem oben beschriebenen Rundkurs eine bestimmte Anzahl Felder vorrücken. Doch auch hier können Diebe ins Spiel kommen. Ist das der Fall, so kann jeder Dieb aus der Ausstellung eine für ihn nützliche Karte stehlen. Wurde in dieser Runde keine Ausstellung gespielt, geht er aber leer aus. Doch auch Detektive können sich im Schloss aufhalten. Sie fangen dort jeden Dieb, der dann für längere Zeit ins Gefängnis wandert. Zur Belohnung rückte der Spieler, dessen Detektiv bei der Diebesjagd erfolgreich war, auf dem Rundkurs vor.
Bei ADEL VERPFLICHTET werden die unterschiedlichsten Mechanismen gekonnt miteinander verwoben und versprechen spannende und an Interaktion reiche Spielrunden. Es gilt zu erraten, welche Aktionen von den anderen in jeder Spielrunde durchgeführt werden, um möglichst billig an Kunstgegenstände zu kommen oder weit auf dem Rundkurs vorzurücken. Natürlich versucht jeder Spieler, sich in die Mitspieler hineinzudenken und andererseits selbst nicht das zu machen, von dem er glaubt, dass die anderen darauf tippen. So kann es zu den merkwürdigsten Konstellationen kommen. Schadenfrohes Gelächter kommt auf, wenn sich beispielweise ausschließlich Detektive im Schloss treffen, aber kein einziger Dieb weit und breit zu sehen ist, den sie fangen könnten. Dann haben wohl einige Spieler einmal zuviel „um die Ecke“ gedacht. Die verschiedenen Interaktionsmöglichkeiten lassen sich am besten voll ausschöpfen, wenn man ADEL VERPFLICHTET mit mindestens vier Personen spielt. Der erste Einstieg ins Spiel ist nicht unbedingt einfach zu nennen, weil das Spielprinzip so originell ist und zunächst ungewohnt erscheint. Aber dieses Spiel verdient es, dass man sich damit beschäftigt, und der große Spielspaß entschädigt reichlich für die kleine Mühe des Regelstudiums. Unseren Rückblick auf 25 Jahre Adel verpflichtet finden Sie hier.