Eigentlich wurde im alten Zweistromland nur an einem Turm zu Babel gebaut, aber wenn Uwe Rosenberg, diesmal in Begleitung des Autoren Hagen Dorgathen, sich spielerisch einem Thema annimmt, dann wachsen nicht nur mögliche und unmögliche Bohnenfelder in die Höhe, sondern gleichzeitig zehn babylonische Türme.
In BABEL kann jeder Spieler fünf antike Völker in Form von Spielkarten zum Tempelbau einsetzen. Einerseits schleppen sie konstruktiv Steine, sodass mit wachsender Völkeranzahl an den Bauplätzen die Stufentempel gen Himmel streben können, andererseits entwickelt die Zusammenkunft dreier gleicher Völker meist destruktive Kräfte, die dem Mitspieler gar nicht recht sind. Die Karten mit unterschiedlichen Fähigkeiten können zum Beispiel dafür eingesetzt werden, gegnerische Bauwerke zum Einsturz zu bringen oder Völker abzuwerben. Aus diesem Hin und Her entwickelt sich ein spannendes Spiel mit unterschiedlichen Siegbedingungen.
BABEL ist ein vielschichtiges Spiel, für das man sich zwei oder drei Einstiegsrunden Zeit lassen sollte, um sämtliche Feinheiten ausloten zu können. Auch in scheinbar aussichtslosen Situationen kann der hintenliegende Spieler wieder zum echten Konkurrenten um den Spielsieg werden. Ein Einsturz eines hohen Tempels sorgt schnell für neue Ausgangsbedingungen. Die Gratwanderung zwischen Glücksfaktoren (bei der Kartenaufnahme) und taktischer Planung ist Rosenberg und Dorgathen vorzüglich gelungen. Babel verspricht hochkarätige Spannung, und trotz der Spieldauer von einer knappen Stunde wird sich sicherlich mindestens gleich eine Revancherunde anschließen. Staub im Spielregal wird das „raffinierte Machtspiel für zwei“ nicht ansetzen.