Bei der Erschließung des nordamerikanischen Kontinents in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielte die Eisenbahn wohl die wichtigste Rolle. Eine Fülle von spannenden Geschichten beschreiben diese bewegte Zeit des Eisenbahnbaus und das Wettrennen der verschiedenen Gesellschaften um die kontinentale Verbindung zwischen der Ost- und der Westküste. Obwohl das Thema historisch gesehen sehr amerikanisch ist, hat es offenbar auch für uns Europäer einen gewissen Reiz, der wie geschaffen ist für ein spannendes Familienbrettspiel wie UNION PACIFIC.
Im Detail gibt es im Spiel zwar einige Unstimmigkeiten mit den realen historischen Vorgängen. Diese sind jedoch verzeihlich, denn schließlich kommt UNION PACIFIC nicht mit dem Anspruch daher, eine genaue Simulation sondern ein unterhaltsames Spiel zu sein. Glaubwürdiger wird das Ganze wiederum dadurch, dass der Autor von UNION PACIFIC ein waschechter Amerikaner ist: Alan R.Moon. In Deutschland erlangte er bereits durch mehrere Veröffentlichungen im eigenen Kleinverlag unter Insidern einen guten Ruf sowie mit seinem bislang größten Wurf ELFENLAND, das 1998 zum Spiel des Jahres gewählt wurde. In der Ausgangssituation seines Eisenbahnspiels beherrscht die große Gesellschaft UNION PACIFIC das gesamte Schienennetz Nordamerikas und verbindet insgesamt vierzig der größten Städte miteinander. Die einzelnen Städteverbindungen sollen im Laufe des Spiels an zehn verschiedene kleinere Gesellschaften aufgeteilt werden, deren Startbahnhöfe über den ganzen Spielplan verteilt liegen.
Die zwei bis sechs Spieler schlüpfen in die Rolle von Aktionären, die einerseits versuchen, Aktienmehrheiten anzusammeln und andererseits das Streckennetz der Gesellschaften auszubauen, von denen sie die meisten Aktienanteile besitzen. Je mehr Streckenabschnitte eine Gesellschaft befahren darf, umso höher sind die Gewinnausschüttungen an die Aktionäre, wenn es zu einer Wertung kommt. Leider hat man bei seinem Zug nur begrenzte Aktionsmöglichkeiten. Entweder man baut das Streckennetz einer beliebigen Gesellschaft aus und kassiert dafür eine Belohnung in Form einer Aktie oder aktiviert einen Teil seiner Aktien, die man gesammelt hat. Diese Aktion wird nicht belohnt, ist aber notwendig, da nur solche Aktien von Bedeutung sind und in die Wertung kommen, die zuvor durch Auslegen aktiviert wurden.
So ergibt sich Runde für Runde ein kribbelndes Dilemma. Was im Einzelfall sinnvollerweise zu tun ist, das hängt von der Spielsituation und vom taktischen Gespür des Spielers ab. Selbst wenn bei UNION PACIFIC ein gewisser Glücksanteil Einfluss auf das Spiel nimmt, darf der Sieger zu Recht behaupten, er habe gewonnen, weil er clever gespielt und nicht, weil er mehr Glück gehabt habe. Am Ende gewinnt der reichste Spieler und das wird meist derjenige, der das ausgeklügelte Wechselspiel zwischen Aktienbesitz einerseits und Ausbau der Gesellschaften auf der anderen Seite gut durchschaut. Ein intelligentes Spiel für intelligente Spieler.