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„Vielleicht ist dies eine der wichtigsten Preisverleihungen überhaupt“

Spieleautorinnen und -autoren, Verlagsvertreter und -vertreterinnen, Presse: Gerade mal 75 Gäste waren im NHow Conference Center anwesend, denn die Preisverleihung zum Spiel des Jahres und zum Kennerspiel des Jahres musste pandemiebedingt in kleineren Rahmen als gewohnt stattfinden.

Er wolle, so betonte der Juryvorsitzende Harald Schrapers in seiner Eröffnungsrede zur Preisverleihung, die Pandemie nicht schönfärben. Dennoch müsse man feststellen, „dass das analoge Spiel boomt, denn die Nachfrage steigt weltweit. Im letzten Jahr war es sogar mehr als ein Boom, denn die Nachfrage ging förmlich durch die Decke.“ Die Menschen sehnten sich nach Gemeinschaftserlebnissen. „Was kann es da Schöneres geben, als ein spannendes Gesellschaftsspiel?“, deshalb Schrapers. So sei die diesjährige Preisverleihung vielleicht „eine der wichtigsten Preisverleihungen überhaupt. Denn wir sind davon überzeugt, dass viele Menschen ihrer im Lockdown neu oder wiederentdeckten Liebe zum Brettspiel treu bleiben – und nun auf Neues gespannt sind.“

Der Jury-Vorsitzende Harald Schrapers

Als Ehrengast war der Spieleautor Wolfgang Kramer eingeladen, dessen Spiel „El Grande“ 1996, vor 25 Jahren, als Spiel des Jahres ausgezeichnet wurde – damit gewann das Spieleautoren-Urgestein schon zum dritten Mal den begehrten Preis, den er schon 1986 für „Heimlich & Co.“ und 1987 für „Auf Achse“ erhalten hatte und später erneut für „Tikal“ und „Torres“. Insgesamt stolze fünf Mal. „Spiele bringen Menschen zusammen“, so Kramer, der im Gespräch mit Jurysprecher Bernhard Löhlein aus seinen Erinnerungen über die Spielewelt der letzten 35 Jahren berichtete. „Es hat sich alles verändert“, sagte er, „aus dem Spiel ist heute ein Unterhaltungsmedium geworden, das seinesgleichen sucht.“

Grandseigneur der Branche und Autoren-Urgestein: Wolfgang Kramer

„Besonders gut hat uns gefallen, dass in vielen Spielen verstärkt auf Diversität, auf Vielfalt geachtet wird“, betonte Schrapers in seiner Rede, die er unter einer Projektion des Logos der Aktion „Spielend für Toleranz“ auf einer Regenbogenflagge hielt. Auch während Moderator Manuel Fritsch durch die Preisverleihung mit Videomaterial, Gesprächen mit Autoren und und Autorinnen sowie einer Liveschalte in die USA führte, wurde dieses Bild immer wieder eingeblendet.

Als Gruppe in die Steinzeit

Als Kennerspiel des Jahres zeichnete die Jury das kooperative Steinzeit-Abenteuer „Paleo“ des Autors Peter Rustemeyer aus, erschienen im Hans-im-Glück-Verlag. „Wir haben relativ früh im Prototyp festgestellt, dass die Leute den Mund aufmachen und darüber reden, was sie da tun“, so Rustemeyer über den kooperativen Mechanismus. „Und das findet noch sehr viel mehr statt, wenn man das gemeinsam macht.“ In der Jurybegründung heißt es: „‚Paleo‘ gelingt es auf außergewöhnliche Weise, dynamische Geschichten und Bilder in den Köpfen der Gruppe entstehen zu lassen, die noch lange nach Spielende nachhallen.“

Autor von „Paleo“: Peter Rustemeyer

Wimmelbild mit Mord

Spiel des Jahres wurde „MicroMacro: Crime City“ des Autors Johannes Sich, erschienen bei Edition Spielwiese und Pegasus Spiele. Darin geht es darum, auf einem großen, in Comic-Stil gezeichneten Wimmelbild-Poster, anhand von Tipp-Karten diverse Verbrechen nachzuverfolgen. „Da ist noch ein bisschen mehr drin“, kündigt Sich an. „Vor allem für die Zukunft haben wir da noch einige kleine Sachen versteckt.“ In der Jurybegründung heißt es: „Wenn sich die Spieler:innen über den Tisch beugen, um in der Szenerie zu versinken, dann herrscht knisternde Spannung im Raum.“

Das Team von Illustratoren und Verlag mit Autor Johannes Sich (zweiter von rechts).

Die ausgezeichneten Spiele hat die Jury auch 2021 aus zirka 300 Spielen ausgewählt. Dass sich in dieser Masse – und dem Kulturgut Spiel in seiner Entwicklung in den letzten 50 Jahren – auch für die Wissenschaft Spannendes versteckt, ist dabei selbstverständlich. „In Zusammenarbeit mit der Uni Konstanz, wo wir zwei Promotionsstellen geschaffen haben, und den Museen der Stadt Nürnberg möchten wir erreichen, dass die Anfänge, die kreativen Menschen, deren beeindruckende Spielideen sowie wichtige Ereignisse in der Geschichte des Kulturguts Spiel in einer zeitgemäßen Form aufgearbeitet und präsentiert werden, damit diese Geschichte nicht in Vergessenheit gerät“, so Harald Schrapers in seiner Rede.

Weitere Eindrücke von der Preisverleihung zum Kennerspiel des Jahres und zum Spiel des Jahres gibt es in unserer Galerie.