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Wen Spielen alles verbinden kann

Martina Fuchs und ihr ausladender Spieleschrank: In der aktuellen Ausgabe der „Galore“ hat unsere Jurorin der Chefredakteurin des Interviewmagazins, Hannah Heubel, Rede und Antwort gestanden. Es geht in dem Gespräch nicht nur um Fuchs’ Tätigkeit als Jurorin. Der Blick wird auch auf den gesellschaftspolitischen Aspekt des Spielens gerichtet.

Martina Fuchs und ihr Spieleschrank, Bild: Lea Franke

„In der Spieleszene diskutiert man auch verstärkt darüber, wie man beispielsweise ein Kolonialthema aufarbeiten kann, ohne dabei in koloniales Denken oder Rassismus abzudriften“, sagt Fuchs da. „Besonders beim Artwork, auf Covern oder auch in der unreflektierten Umsetzung von Themen finden sich leider immer noch Stereotype. Wie zuletzt bei Kinderbüchern lässt sich aber auch in der Spielebranche ein zunehmendes Bewusstsein für derartige Problematiken erkennen. Die meisten Entwicklungen stehen jedoch noch ziemlich am Anfang, weil die Spielerschaft eben auch nur einen Querschnitt der Gesellschaft darstellt.“

Gute Gewinner und Verlierer

Beim Spielen, so Fuchs, ginge es um das verbindende Element – das in letzter Zeit auch an Wichtigkeit gewonnen habe: „Bei älteren Partyspielen liegt der Reiz eher darin, sich zum Affen zu machen, während neuere Partyspiele eher ein verbindendes Gruppenerlebnis schaffen wollen.“ Wichtig dafür sei, ein guter Verlierer zu sein – und natürlich auch ein guter Gewinner. „Es gibt eben nicht nur schlechte Verlierer, sondern auch schlechte Gewinner. Ein solcher erhebt sich über die Runde und prahlt mit seinem Erfolg“, sagt sie. Aber auch verlieren müsse man erst lernen: „Die Ellenbogengesellschaft, in der wir leben, macht es uns in dieser Hinsicht leider nicht gerade leicht – es geht zu oft darum, der Gewinner zu sein und sich durchzusetzen. Verlieren ist aber eine wichtige Erfahrung, durch die man im besten Fall künftig besser abschneidet.“

Gemeinsam gegen das Böse in „Gloomhaven: Die Pranken des Löwen“. Bild: Lea Franke

Warum Brettspiel-AGs wichtig sind

Es sei wichtig, Kinder früh ans Spielen heranzuführen – „wir müssen sie kriegen, solange sie jung sind!“, so formuliert es Fuchs. Dafür sei allerdings auch die richtige Betreuung wichtig: „Auch wenn es immer mehr spielähnliches Lernmaterial gibt, kommen echte Brettspiele meist nur außerhalb des eigentlichen Unterrichts auf den Tisch. Das liegt vor allem daran, dass das Geld fehlt, um ausreichend Exemplare zur Verfügung zu stellen, sodass 25 bis 30 Kinder gleichzeitig spielen können. In der Nachmittagsbetreuung können die Kinder dann eigenständig Spiele raussuchen und für sich untereinander in Kleingruppen spielen. Das führt allerdings oft dazu, dass sehr einfache und bereits bekannte Spiele ausgewählt werden, für die die Kinder eigentlich schon zu alt sind. Nur selten sind genügend pädagogische Kräfte anwesend, die sich mit einer einzelnen kleinen Gruppe hinsetzen und in ein neues Spiel einführen. Deshalb sind Brettspiel-AGs wichtig, in denen die Kinder bewusst neue Spiele kennenlernen. Der Blick in so manchen Spieleschrank einer Schule macht mich sehr traurig.“

Gerade dieses verbindende Element beim Spielen sei sehr wichtig für ein typisches Spiel des Jahres, erzählt Fuchs: „Sinn und Zweck der Wahl und späteren Auszeichnung ist, das Kulturgut Spiel zu fördern. Wir suchen daher vor allem nach neuen Spielideen, die man mit der Oma genauso gut spielen kann wie unter Vielspielern, bei denen es dann zum Beispiel zum Aufwärmen auf den Tisch kommt.“

In voller Länge lässt sich das Gespräch in „Galore – Das Interviewmagazin”, Ausgabe 45, nachlesen, erhältlich unter: www.galore.de/magazin. Unter anderem geht es darin auch um die Frage, ob man Kinder beim Spielen gewinnen lassen sollte und ob beim Spieletreff in der Jugendstrafanstalt lieber kompetitiv oder kooperativ gespielt wird. Aktuelle Spieletipps gibt es natürlich auch.